Heilpädagogin Beate Böhme betreibt Frühförderung in Ostallgäuer Kindergärten Beate Böhme ist Heilpädagogin. Die 33-Jährige kommt in die Kindergärten des mittleren Landkreises, um Buben und Mädchen mit Sprach-, Konzentrations- oder Verhaltens-Problemen frühzeitig zu fördern. Ziel ist es, dass die Kinder später die Regelschule besuchen können. Zu erreichen ist Beate Böhme über die Marktoberdorfer Don-Bosco-Förderschule. Die Heilpädagogin ist in Augsburg aufgewachsen und lebt jetzt bei Kaufbeuren.
Marktoberdorf (hku).
Die Kinder malen in der Therapie und sagen gleichzeitig einen Spruch auf. 'Sprache und Bewegung gehören zusammen', erklärt Beate Böhme. Wenn jemand Probleme mit dem Sprechen habe, gebe es oft auch 'motorische Auffälligkeiten'. Eine andere Übung ist, Sand mit Hilfe eines Trichters in eine Flasche zu füllen oder über eine Bank zu balancieren und das Aussehen von Spielkarten im Gedächtnis zu behalten. Das fördert Motorik und Konzentration. 'Letztlich mache ich nichts anderes als was die Eltern auch tun können.'
Viele Väter und Mütter würden ihre Arbeit unterstützen, viele andere hätten ein 'Wurstigkeitsgefühl', hat die Pädagogin festgestellt. Denen sei es schlicht egal, ob sich ihr Kind anständig benehmen kann. Hier mache sich ein Werteverlust bemerkbar, so Beate Böhme. Manche Eltern seien zwar einverstanden, dass ihr Kind an einer Therapie teilnimmt, würden sich dann aber nicht mehr dafür interessieren, welche Fortschritte es macht.
Die Zahl der Buben und Mädchen mit Entwicklungs-Problemen steige, weiß Beate Böhme. Das liege beispielsweise daran, dass es in vielen Familien kein intaktes 'soziales Gefüge' mehr gebe. Wenn etwa ein Erwachsener tief in Beziehungsproblemen stecke, habe er oft keinen Nerv, sich um die vergleichsweise unbedeutenden Schwierigkeiten des Kindes zu kümmern. 'Das Kind steht dann allein da.' Scheidung und zweite Heirat der Eltern könnten dazu führen, 'dass die Kinder nicht mehr wissen, wo sie hingehören', sagt Beate Böhme.
Es sind aber nicht nur schwierige Familienverhältnisse, die zu Entwicklungs-Verzögerungen bei den Buben und Mädchen beitragen. Ein Problem sieht Beate Böhme auch darin, dass manche Eltern nur sehr wenig Zeit für ihre Kinder haben, 'wenn beide berufstätig sein müssen'. Und schließlich gelte es, die Kinder keinem Freizeitstress auszusetzen und nicht in zu vielen Vereinen anzumelden.
Um Buben und Mädchen mit Entwicklungs-Problemen im Kindergarten gezielt fördern zu können, gibt es seit einigen Jahren 'mobile sonderpädagogische Hilfen'. Sie sind angestellt beim Verein Sprachbehinderten-Hilfe Schwaben. Heilpädagogin Beate Böhme hat ihre Stelle vor rund einem Jahr angetreten. 'Die Kindergärten arbeiten ganz toll mit, sie suchen das Gespräch', freut sie sich. Aus zeitlichen Gründen sei es aber gar nicht möglich, überall gleich einen Termin zu vereinbaren, bedauert Beate Böhme.
Die Heilpädagogin betreut derzeit rund 35 Buben und Mädchen. Die allermeisten werden ab kommendem Herbst eine Regelschule besuchen. Bei einem Teil habe sie allerdings Bedenken, ob die Kinder den Anforderungen gerecht werden, bekennt Beate Böhme. Auf lange Sicht gesehen seien gute Leistungen auf der Förderschule besser als die Hauptschule ohne den Qualifizierenden Abschluss zu verlassen.