Für eingefleischte Saunagänger ist er das Salz in der Suppe - mehr noch: Der Aufguss gilt als wahre Zeremonie. Denn mit welcher Mixtur und mit welchen Sprüchen der Saunameister die Schwitzkammer zum Dampfen bringt, hat für die Besucher einen immer höheren Stellenwert. Grund genug für das Alpspitz-Bade-Center (ABC) in Nesselwang, am Freitag, 24. April, den "Aufgießer des Jahres" zu suchen. 15 Teilnehmer stellen sich beim ersten Saunawettbewerb im und ums Allgäu dem Urteil der Besucher - davon sind drei Startplätze für die Leser der Allgäuer Zeitung reserviert.
"Die Zeit ist längst vorbei, als die Sauna eine Domäne älterer Leute war. Heute ist Saunieren ein Stück Lifestyle und Wellness, gerade für jüngere und sportliche Menschen", erläutert ABC-Betriebsleiter Harry Behne. Schließlich stärken regelmäßige Besuche Nerven, Kreislauf und Immunsystem. Mit der steigenden Nachfrage (die ABC-Sauna zählt inzwischen fast 50000 Besucher pro Jahr) stiegen auch die Ansprüche. Das ABC punktet weit über das Ostallgäu hinaus als beliebte Natursauna - doch mindestens genauso wichtig sei das Personal, das für den Saunagast fast schon einem Animateur gleichkomme, so Behne.
Kaum einer weiß das besser als Mitarbeiter Max Sitter. Der 59-jährige Wörtherseer mit dem urigen Schnauzbart ist "Anheizer" aus Leidenschaft. "Ich kenne die meisten meiner Gäste und weiß, was sie wollen." Je nach Publikum und Jahreszeit greift Sitter im Stundentakt zu Menthol- oder Melissen-Essenz, zu Zitrusdüften oder Honigmixturen. "Bei allem sind ätherische Öle die Basis, künstliche Aromen sind tabu", betont er. Wobei der Fantasie keine Grenzen gesetzt seien - sogar Knoblauch oder Slivowitz-Essenzen seien auf dem Markt.
Und wie geht der "Zeremonienmeister" seine Aufgabe an? "Die Leute erwarten eine lockere, amüsante Art", so Sitter.
Also spart der 59-Jährige nicht mit Gags - fasst auch mal einen vermeintlich heißen Ofenstein an, um sich dann von baffen Besuchern nach Blasen absuchen zu lassen. Auch Österreicher-Witze hat der Tiroler im Repertoire. "Man braucht halt Fingerspitzengefühl und darf nie unter die Gürtellinie gehen", so seine Devise.
Nach dem Aufguss verteilt Sitter mit dem Handtuch den Dampf im bis zu 100 Grad heißen Schwitzraum und bietet Essenzen zum Einreiben an. Auch dabei ist der Tiroler "Entertainer" und macht banale Rituale zum Riesenlacher. Stocksteif in der Sauna sitzen - "das ist lange vorbei", so Sitter mit breitem Grinsen.