Sulzberg/Rettenberg/Blaichach(sh). Wie Engel mit Vornamen heißen? In manchen Fällen Gertrud und Sigrid. Und auch, wenn die Oberallgäuerinnen nicht einmal ansatzweise Flügel haben, besteht für Ursula und Erwin Schmid aus der Nähe von Düsseldorf nicht der geringste Zweifel, dass es sich bei den Frauen tatsächlich um Engel handelt - um rettende nämlich. Wie berichtet, hatte die 73-jährige Ursula Schmid nach einem verhängnisvollen Sturz auf eisigem Boden händeringend nach den Frauen gesucht, die ihr sofort zur Hilfe geeilt waren. Das Glück war der Urlauberin hold: Nach einem Artikel in der Allgäuer Zeitung meldeten sich die beiden Frauen, die aus Blaichach und Rettenberg stammen. Am Krankenbett von Ursula Schmid gab es dann am Mittwoch ein großes Wiedersehen und das Versprechen, den Kontakt so schnell nicht wieder abreißen zu lassen. Denn wenn die Schmids im Oktober erneut ins Allgäu kommen, wollen sie ihre 'Engel' auf jeden Fall besuchen. 'Was für ein Glück, dass wir die beiden wiedergefunden haben', freute sich da die 73-jährige Ursula Schmid, die ihren Besuch mit einem Strauß Blumen als Dankeschön empfing. Der wiederum winkte bei so viel Dank ab: 'Das war doch ganz selbstverständlich', meinten Gertrud Gast und ihre Tochter Sigrid Geißel.
Sie waren an jenem Nachmittag ganz zufällig mit ihrem Auto an der Stelle vorbeigekommen, an der die 73-Jährige nach dem Sturz mit einem zertrümmerten Knie auf dem Gehweg lag. Beim Wiedersehen im Krankenhaus erzählten die beiden Helferinnen dem Ehepaar dann von den Ereignissen, an die sich beide vor lauter Aufregung gar nicht mehr richtig erinnern können: So berichteten die Oberallgäuerinnen zum Beispiel, dass bis zum Eintreffen des Krankenwagens nur etwa fünf Minuten vergingen - eine Zeitspanne, die Ursula Schmid wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Oder, dass der Krankenwagen in Wirklichkeit zu jemand ganz anderem unterwegs war, die Verletzte aber dennoch gleich mitnahm. 'Das hab ich gar nicht gewusst', konnte da die 73-Jährige nur noch den Kopf schütteln. Über ein Detail der Geschichte mussten aber dann alle herzhaft lachen: Nämlich darüber, dass sich Ursula Schmid zwar weder an Autotyp, Autonummer oder Aussehen der Frauen erinnern konnte, wohl aber das Alter der beiden so exakt geschätzt hatte. Etwa 25 und 50 Jahre, hatte Ursula Schmid angenommen, seien die Helferinnen alt. Tatsächlich: Sigrid Gertrud, die in einem Autohaus in der Kundenbetreuung arbeitet und deren sieben Monate alter Sohn Leonard beim Wiedersehen auch mit von der Partie war, ist exakt 25 Jahre alt. Und ihre Mutter, die in Blaichach eine Bäckerei besitzt, ist 52