1935 starb Dr. Dr. Franz Xaver Schweyer an den Folgen seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau, wohin die Nationalsozialisten ihren entschiedenen Gegner zwei Jahre zuvor, gleich nach ihrer Machtergreifung 1933, verschleppt hatten. Da der gebürtige Osterzeller, Oberdorfer Landrat und Bayerische Innenminister (1921 bis 1924) ein engagierter Katholik war, gilt er als Märtyrer. Das Bistum Augsburg widmete ihm eine Jubiläumsveranstaltung in der Fuggerstadt. Von 1909 bis 1911 war Schweyer als Bezirksamtmann (Landrat) für Marktoberdorf zuständig.
Im Jahr 2000 beauftragte Papst Johannes Paul II. alle Diözesen, ein "Martyrologium" zu verfassen: Darin sollten Menschen wie Schweyer, die für den katholischen Glauben Blutzeugen waren, gewürdigt werden. Zu diesem Martyrologium veranstaltet das Bistum seit 2005 eine Wanderausstellung mit dem Glaubenszeugen aus der Diözese. Zehn Jahre nach dem Verzeichnis, fünf Jahre nach der Ausstellungseröffnung und zum 75. Todestag steht nun der Osterzeller im Mittelpunkt.
Schweyer wurde 1868 im Ortsteil Oberzell geboren, zog aber dann mit seinen Eltern - Vater Benedikt war Bürgermeister der Gemeinde und noch heute steht ein Gedenkstein in Osterzell - nach Uffing am Staffelsee. Zur Schule ging er in Augsburg und studierte danach Jurisprudenz und Nationalökonomie in München.
Innenminister in München
1899 wurde Schweyer bayerischer Verwaltungsbeamter, ab 1903 im Kultusministerium. Für zwei Jahre zwischen 1909 und 1911 wirkte er als Bezirksamtmann für das königliche Bezirksamt Markt Oberdorf. Ab 1911 war er im Innenministerium tätig. Von 1921 bis 1924 war er Bayerischer Innenminister. Nach der Revolution von 1918/19 hatte er für kurze Zeit in das Berliner Arbeitsministerium gewechselt, ehe er 1920 zurück nach München kehrte und dort Staatssekretär sowie ein Jahr später Minister des Inneren wurde. Dabei war er auch an der Niederschlagung des Hitler-Ludendorff-Putsches am 8. und 9. November 1923 beteiligt. Als Innenminister ließ er die Landespolizei auf Hitler und seine Leute schießen. Ludendorff wurde festgenommen. Hitler floh nach Uffing am Staffelsee und wurde dort am 11. November verhaftet.
Hass der Nazis zugezogen
Schweyer aber hatte sich dadurch den Hass der Nationalsozialisten zugezogen, die ihn nach dem gescheiterten Putsch aus Wut kurzzeitig verschleppten. Hitler nannte Schweyer in seinen "Monologen" "boshaft gemein". 1925 wendete sich Schweyer in dem Buch über "Politische Geheimverbände" erneut gegen die Nazis und deren Gottlosigkeit. Mit der Schrift widersetzte er sich auch den Anweisungen der Landesregierung, aus der er 1924 ausgeschieden war.
Schweyer galt als konservativ, patriotisch, monarchisch und streng gläubig - aber widersetzte sich aktiv den reaktionären und nationalistischen Strömungen und stützte damit die Demokratie. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, brachten sie ihn sofort in das KZ Dachau. Zwar wurde er wieder entlassen, doch an den Folgen der Gefangenschaft starb er 1935.
"Durch die Aufnahme in das Verzeichnis der Blutzeugen würdigt die katholische Kirche diesen vorbildlichen bayerischen Kommunal- und Landespolitiker", lobt das Landratsamt Ostallgäu.
Die Ausstellung zu Schweyer ist bis 24. März ganztägig im Haus St. Ulrich in Augsburg zu sehen.