Die Pfrontener Bürgerschaft beteiligt sich an der Energiepolitik ihrer Heimatgemeinde. Auf einer Informationsveranstaltung stellte Hauptamtsleiter Richard Nöß Ziele und Eckpunkte eines energiepolitischen Leitbilds vor (siehe Info). Nöß und Gemeinderat Alfons Haf vom Energieteam warben um rege Beteiligung: "Jeder kann seine Ideen einbringen." Die rund 50 Besucher machten den Auftakt und übergaben ihre schriftlich fixierten Überlegungen für mehr Klimaschutz. Voraussichtlich am 10. März wird der Entwurf des Leitbilds den Bürgern vorgestellt.
Seit 2007 macht Pfronten im Zertifizierungsverfahren "European Energy Award" mit, einem Qualitätsmanagementsystem zur Verbesserung des Klimaschutzes. Als nächster Schritt steht die Erstellung eines "qualifizierten Leitbilds unter Bürgerbeteiligung" an, das im Gemeinderat beschlossen werden soll.
Zur Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft, das zweite Anliegen der Informationsveranstaltung, kam es nicht. Zur Vorgeschichte: Eine Initiative von Lehrern, auf dem Dach der Grundschule eine Photovoltaikanlage zu errichten, wurde vom Förderverein der Schule unterstützt. Die Gemeinde stellte das Dach zur Verfügung.
"Wir wollen unseren Kindern Kenntnisse mitgeben, die immer wichtiger werden: Über Klimaschutz, Energieeinsparung und regenerative Energien", betonte Schulleiter Wolfgang Türk. Laut einer Umfrage unter Eltern könnten die rund 50000 Euro Kosten durch Anteils-Zeichnung aufgebracht werden, so Angelika Dautzenberg vom Förderverein. Bei der rechtlichen Ausgestaltung ergaben sich laut Haf Probleme. Unsicherheiten ergeben sich auch aus der angekündigten Absenkung der Einspeisevergütung von 15 bis 25 Prozent zum 1. April 2010. "In diesem Fall dürfte der wirtschaftliche Nutzen zurücktreten. Dennoch wäre das Projekt aus pädagogischer Sicht zu begrüßen", so Dautzenberg.
Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern stellte die eingetragene Energiegenossenschaft (eG) als "Zukunftsmodell" vor (siehe Info). Sie arbeite "aus der Region und für die Region". Eine Meinungsumfrage ergab kein klares Bild für eine Genossenschaft. Die Gespräche wurden im kleinen Kreis fortgesetzt. Wie Gemeinderat Haf anschließend mitteilte, waren sich die Beteiligten einig, dass sich die Anlage vor dem 1. April nicht mehr realisieren lasse. Das Projekt werde an die Gemeinde zurückgegeben mit dem Vorschlag, dass diese das Projekt zur Verwirklichung der pädagogischen Ziele in die Hand nimmt. "Damit ist das Thema Energiegenossenschaft nicht vom Tisch. Sie kann auch für andere Projekte ein tragfähiges Konzept sein", erklärte Nöß.