200 angehende Finanzbeamte studieren seit Anfang Oktober in Kaufbeuren. Am Donnerstag wurde die Außenstelle der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege - Fachbereich Finanzwesen - offiziell eingeweiht. Die anwesenden Studenten berichteten der AZ, dass sie sich in Kaufbeuren inzwischen gut eingelebt haben und sich wohl fühlen. Manche freuen sich schon auf den nahenden Winter und aufs Skifahren im Allgäu. Und auch die Stadtspitze freut sich über die jungen Menschen in Kaufbeuren. Zunächst ist die Schule mit Hauptsitz in Herrsching am Ammersee für fünf Jahre in der Wertachstadt zu Gast. Ob es eine Fortsetzung gibt, ist derzeit offen.
Oberbürgermeister Stefan Bosse macht keinen Hehl daraus, dass er der FH gerne länger eine Bleibe bieten würde. Doch derzeit will sich dazu niemand konkret äußern.
"Erfreulich unkompliziert"
Der Kaufbeurer Stimmkreisabgeordnete und Finanz-Staatssekretär Franz Pschierer versicherte wenigstens den Studierenden, dass sie sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen müssen. Denn mit einer "radikalen Vereinfachung des Steuerrechts" sei wohl auch in nächster Zeit nicht zu rechnen. Zumindest gehe dies nicht aus dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung hervor. Und auch die ständig wachsende Automatisierung der Abläufe mit Hilfe der EDV könne nie gänzlich die händische Bearbeitung ersetzen. So stellt der Freistaat heuer und nächstes Jahr jeweils 500 Anwärter für den mittleren und gehobenen Dienst ein.
Den in Kaufbeuren Lernenden wünschte Pschierer, dass sie sich einmal gerne an ihre Zeit hier erinnern.
Fachbereichsleiter Dr. Wernher Braun lobte das "übergroße Engagement" Kaufbeurens für die FH. Vom Baubeginn im März bis zur Eröffnung im Oktober sei ein "gewaltiges Stück Arbeit" geschafft worden.
Der Betrieb einer Außenstelle bringe für alle Beteiligten neue Herausforderungen mit sich. Doch die Studierenden hätten Kaufbeuren bereits "erfreulich unkompliziert" als ihren Standort angenommen. Die eine oder andere noch vorhandene Unzulänglichkeit werde bald behoben, versprach Braun.
OB Bosse war die Freude über die FH deutlich anzusehen. Rechtzeitig zu seinem fünften Dienstjubiläum als OB - er regiert Kaufbeuren seit 1. November 2004 - hatte er einen richtigen Grund zum Feiern. Da mochte er sogar über die schlechte Finanzlage der Stadt scherzen und erzählte fröhlich, dass Kaufbeuren die steuerschwächste kreisfreie Stadt Bayerns sei, zugleich aber eines der beliebtesten Finanzämter des Freistaats habe. Er wisse nicht, ob da ein Zusammenhang bestehe, gab Bosse zur Erheiterung der vielen Ehrengäste und Studenten im Festsaal des Bezirkskrankenhauses zum Besten.
Der guten Stimmung trug auch die Musikgruppe "Farbenspiel" mit ihren Darbietungen Rechnung.
Im Anschluss an den Festakt machten sich die Gäste auf ins nahe gelegene Unterrichtsgebäude, das die Pfarrer Thomas Kretschmar und Thomas Blab segneten.