Kaufbeuren (fro). - 'Sie wurden niemals müde, die Integration von Menschen mit Behinderungen voranzutreiben und hatten nicht nur Ideen, sondern haben diese auch umgesetzt. Mit ihnen geht eine Ära zu Ende', sagte Barbara Stamm, die Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern, über Christian Burde, den scheidenden Geschäftsführer der Wertachtal-Werkstätten. Burde wurde nach 22 Jahren im Dienst verabschiedet. Dieser blieb indes bescheiden: 'Ich hatte Glück, dass ich immer mit den richtigen Menschen zu tun hatte.'Rund 140 Gäste waren in die Wertachtal-Werkstätten nach Kaufbeuren gekommen, um den 61-Jährigen zu verabschieden. Neben der Landtagsabgeordneten Stamm waren Landrat Johann Fleschhut, Oberbürgermeister Stefan Bosse, Stadt- und Bezirksräte sowie Vertreter der Wirtschaft und karitativer Verbände der Einladung gefolgt. Inge Lechner, Mitglied der Geschäftsleitung der Lebenshilfe, führte durch den Abend. Die Vorsitzende der Lebenshilfe Ostallgäu, Yvonne Schur, hob die Bedeutung der Wertachtal-Werkstätten für ihre Einrichtung hervor, die behinderten Menschen Arbeit und auch Wert gebe. Dabei habe Burde die Werkstätten nicht nur größer, sondern auch professioneller gemacht. 'Sie haben die Wertachtal-Werkstätten hervorragend geleitet', lobte Schur. Auch Stamm betonte, dass mit Burde die Einrichtung zu 'einem verlässlichen Partner für Handwerk, Industrie und Dienstleistung' wurde: 'Dabei haben sie Behinderten vertraut und ihnen auch etwas zugetraut. In einer Zeit, in der gefragt wird, wieviel ein Mensch kostet, ist das besonders wichtig', so Stamm. Sie hob auch die 'Enthospitalisierung von Langzeitpatienten des BKH' hervor, die Burde zusammen mit dem langjährigen Leiter des BKH, Dr. Michael von Cranach, betrieb, wodurch viele ehemalige Patienten wieder in die Gesellschaft integriert werden konnten.
'Pionierarbeit geleistet'Einen anderen Ansatz fand OB Bosse, um Burde zu würdigen: Der war nämlich vor seiner Geschäftsführer-Tätigkeit erster und einziger hauptamtlicher Jugendpfleger der Stadt. Dabei habe Burde 'Pionierarbeit' mit der Einführung neuer Freizeiteinrichtungen geleistet, so Bosse. Schon damals sei er kreativ gewesen. Daneben müsse insbesondere die Menschlichkeit Burdes erwähnt werden, der zudem ein - im positiven Sinne - 'typischer Schalk' sei. Burde begann sein Arbeitsleben als Postbeamter, wurde aber nach einem Sozialarbeitstudium zum Jugendpfleger. Seit 1984, als der gebürtige Gablonzer Geschäftsführer der Wertachtal-Werkstätten wurde, hat er die Einrichtung enorm ausgebaut - sowohl in Bezug auf die Zahl der Mitarbeiter und der behinderten Beschäftigten als auch das Haus selbst. Seinem Nachfolger, Volker Holata, überreichte Burde symbolisch den Schlüssel zum Haus. Seit Oktober arbeitet der 48-jährige Holata bereits in den Werkstätten mit. Der 'Inselschwabe' aus Lindau kommt vom Behindertenwerk St. Johannis aus Schweinspoint, wo er 13 Jahre lang tätig war. Holata will auch in Zukunft 'der Gesellschaft deutlich machen, dass Menschen mit Behinderungen eine Bereicherung sind'. Das bewies am Tag der Verabschiedung auf jeden Fall das Küchenpersonal der Wertachtal-Werkstätten, das gleich mit einem Sechs-Gänge-Menü aufwartete. Serviert wurden die Gaumenfreuden von Schülerinnen der Kaufbeurer Hauswirtschaftsschule.