Das Hobby zum Beruf und sich damit selbstständig machen - diesen Schritt hat Josef Mack vor 41 Jahren gewagt und ist seitdem als Lüftlmaler tätig. Woher der Beruf kommt, wieso Entwürfe bei dieser freien Malerei so wichtig sind und wie ihm ein besonderer Auftrag Gänsehaut verschafft hat, erzählt er in unserem Video.
Einen Koffer voller Farben, eine Tasche mit Pinseln und einen Holzstock mit einer stoffumwickelten Spitze - mehr braucht Josef Mack für seinen aktuellen Auftrag nicht. Bepackt mit seinen Utensilien steigt er die Treppen eines Stadels in Binnings, einem Ortsteil von Aitrang hoch. Hier probt der Theaterverein Aitrang für sein Stück "Sag niemals nie". Auch wenn Josef Mack nicht mitspielt, ist er doch Teil der Produktion.
Mit seiner Arbeit verleiht er dem Bühnenbild den letzten Schliff. Josef Mack ist Lüftlmaler, also freier Maler, und gestaltet das Hintergrundbild der Bühne. Das Stück handelt von zwei Orten, die seit Jahren streiten, wem der angrenzende See gehört. Passend zum Aufführungsort hat Mack den Elbsee gemalt, mit vielen Details.
Eines davon: Ein Marienkäfer. Das Markenzeichen des Malers darf auf keinem seiner Bilder fehlen und hat auch auf dem Malerkittel seinen Platz gefunden. Seit rund 20 Jahren ziert das Tier nun schon seine Arbeit - seit Mack bei einem großen Auftrag ein Käfer auf die Farbpalette geflogen ist.
Der Lüftlmaler sollte für einen Kunden Umrandungen für 24 Fenster malen. Der Kunde war zunächst von der Arbeit begeistert, hatte nach und nach aber immer mehr auszusetzen, bis dem Maler der Kragen platzte. Ob es denn an der Bezahlung scheitern würde, wollte der Maler wissen. Der Kunde verneinte das, fand aber immer noch mehr, was ihm an der zuvor gelobten Arbeit nicht gefiel.
Mack machte das wütend, bis er auf seiner Palette den kleinen Käfer entdeckte. Als er das Tierchen anpustete, flog es weg. Der Maler tat es dem Marienkäfer gleich, hat seine Sachen gepackt und ist gegangen - ohne für seine geleistete Arbeit bezahlt zu werden.
Emotional war auch sein außergewöhnlichster Auftrag: Für eine Kundin sollte er eine Taube und den Schriftzug "La Paloma" an die Hauswand malen. In unserem Video erzählt der Maler, wieso ihn dieser Auftrag so berührt hat.
Hier erklärt er auch, wie der Begriff "Lüftlmaler" entstanden ist. Seinen Ursprung hat dieser Beruf im oberbayerischen Oberammergau. Von dort stammte auch der erste Lüftlmaler, Franz Seraph Zwinck, in dessen Fußstapfen Mack tritt.
Bisher gibt es niemanden, der später in Macks Fußstapfen tritt. Einige Anfragen, eine Ausbildung bei ihm zu machen, hat er schon erhalten. Da es sich bei der Lüftlmalerei aber nicht um einen anerkannten Ausbildungsberuf handelt, musste er allen absagen.
So malt er allein am Hintergrund für die Theaterbühne. Nach nicht einmal acht Stunden hat er das Bild vom Elbsee vollendet, das ab dem 13. Oktober in neun Aufführungen des Theatervereins Aitrang zu sehen sein wird. Und wer sich dabei den Hintergrund genauer anschaut, kann auch den kleinen Marienkäfer wieder entdecken.