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Eisenwarenhandlung wandelt sich zur Essbar

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Eisenwarenhandlung wandelt sich zur Essbar

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    Kaufbeuren (rm). - Bereits um die 600 Jahre alt ist das Haus in der Kaiser-Max-Straße 26. Zuletzt war dort über viele Jahrzehnte die Eisenwarenhandlung Zendath untergebracht. Nächste Woche eröffnet darin das Lokal 'essbar' der Familie Joanni, die das Haus Ende 2005 erwarb und innen umbaute. Stadtheimatpfleger Anton Brenner fand einige interessante Details über die jüngere Geschichte des in der Denkmalliste der Stadt Kaufbeuren geführten Gebäudes heraus. Bereits 1955 hatte wie berichtet der damalige Kreisheimatpfleger Fritz Schmitt eine Chronik über den viergeschossigen Traufbau erstellt. Demnach wurde das Haus um 1400 gebaut. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es 1594. Viele Handwerker lebten dort in den darauf folgenden Jahrhunderten. In den Besitz der Familie Zendath kam das Haus 1902. Aus Landsberg war Xaver Zendath bereits 1898 nach Kaufbeuren gezogen und hatte hier zunächst die Gastwirtschaft 'Zum Häring' gekauft. In der Kaiser-Max-Straße 26 richtete er dann einen Laden für Conserven, Delikatessen und Fleischwaren ein. 1935 bekam er durch Hermann Rueß Konkurrenz, der im Kaisergässchen 1 ein Lebensmittelhaus mit Galerie für Ausstellungszwecke eröffnet hatte. Dies veranlasste Xaver Zendath laut Brenner, sein Geschäft aufzugeben.

    Stattdessen zog die Drogerie/Parfümerie Krieger in das Haus in der Kaiser-Max-Straße 26 ein. Xaver Zendath bewohnte dort das zweite Obergeschoss, sein Sohn Josef lebte im dritten Stock. Dieser verlegte 1955 seine Eisenhandlung dorthin, nachdem er das Gebäude umfassend umgebaut hatte. Damals entstand die 50er-Jahre-Fassade, die bis heute erhalten blieb. Luitpold Schleifer, Ordinarius an der Meisterschule für das deutsche Malerhandwerk München, entwarf dafür ein einschichtiges Sgraffito (Kratztechnik auf mehrfarbigen Putzunterlagen). An dessen Erstellung wirkte der Kaufbeurer Künstler Hermann Moser mit. Dargestellt sind darauf bis heute verschiedene Handwerksgeräte, die in der Eisenhandlung verkauft wurden. Zur Eröffnung des neuen Ladens am 1. Oktober 1955 ließ Josef Zendath in der Ostwand der Galerie ein Terrakotta-Relief, das die Mantelteilung des heiligen Martin zeigt, einmauern. Laut Brenner gestaltete der Münchener Bildhauer Professor Karl Baur 1938 - anlässlich der 500-Jahrfeier der Kaufbeurer Kirche St. Martin - das Relief. Abgüsse davon wurden den Gläubigen 'zum Aufhängen als Schmuck in den Wohnungen' angeboten. Auch in dem neu eingerichteten Lokal ist der heilige Martin noch zu bewundern. Alleiniger Inhaber der Eisenhandlung Zendath wurde 1985 Norbert Zendath. Er führte das Geschäft bis 2005 und verkaufte dann das Gebäude an die Familie Joanni.

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