LINDAU | do | Josef Wilhelm, der Initiator der Aktion 'Genfrei gehen', ist von Lübeck nach Lindau gelaufen. Nach sieben Wochen, 44 Etappen, rund 1200 Kilometer und Millionen von Schritten quer durch ganz Deutschland, kam er (blasenfrei) am Samstag am Bodensee an. Seine Aktion soll die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf das Thema Gentechnik lenken.
'Wir sind heute zwar in Lindau angekommen, aber wir sind noch lange nicht am Ziel!' begrüßt Josef Wilhelm seine Zuhörer im Eichwaldbad. Rund 1000 Menschen haben sich zur Abschlussveranstaltung von 'Genfrei gehen' versammelt. 'Auf meinem Marsch habe ich gemerkt, was für ein verschlafenes Land Deutschland doch ist.'
Er sei durch leere Fußgängerzonen und leere Dörfer gelaufen und habe sich gefragt: 'Wo sind sie denn? Die Menschen, die dieses Thema genauso angeht wie mich, wie alle?' Aber er habe auch Menschen gefunden, die begriffen haben, worum es ihm geht: 'Nämlich der Gentechnik die rote Karte zu zeigen!' In signalroten T-Shirts waren er und seine Mitwanderer - insgesamt haben ihn etappenweise 3500 Menschen begeleitet - unterwegs, um ein Zeichen zu setzen. Er habe unterwegs viele Gelegenheiten gehabt, mit Landwirten zu reden und er habe keinen gefunden, der für die Gentechnik im Nahrungsmittelbereich war. Eine treffende Zusammenfassung der Gespräche sei der Satz: 'Die Gewinner der Gentechnik sind nur die Konzerne.'
Die 'Grüne Gentechnik' überschreite die Artgrenzen der Evolution, 'die uns schützen und die in Jahrmillionen entstanden sind. Neue Arten darf nur die Natur schaffen' referiert Wilhelm. Im Zeitraffer versuchten 'schlaue Chefs internationaler Konzerne' neue Arten entstehen zu lassen - nicht ohne Pannen. 'Ständig passiert etwas. Je planmäßiger die Menschen vorgehen, umso sicherer und schneller trifft sie der Zufall' habe schon Dürrenmatts 'Physiker' gesagt. 'Man kann aufhören zum Mond zu fliegen, man kann aufhören, Atome zu spalten, aber neue Arten können wir nicht mehr rückgängig machen!' Die Folge sei unter anderem ein Artensterben der natürlichen Arten.
Seit dem Jahr 2000, als Josef Wilhelm, Gründer und Inhaber der Naturkostfirma 'Rapunzel' in Legau, den Jakobsweg gegangen sei, verspüre er einen Bewegungsdrang. In den vergangenen Jahren habe das Thema 'Gentechnik in Nahrungsmitteln' so stark zugenommen, dass ihm klar geworden sei, 'jetzt muss ich mich in Bewegung setzen, um etwas zu bewegen. Laufen ist die friedlichste und aktivste Form des Wiederstands und unser Ziel ist es, den Menschen Mut zu machen, sich für die eigenen Überzeugungen einzusetzen.'
83 Prozent der Deutschen sei laut Umfragen gegen Gentechnik in Nahrungsmitteln. 'Und dieser schweigenden Mehrheit wollen wir mit unserem Marsch eine Stimme geben, damit sie sich konstruktiv und positiv für eine gentechnikfreie Zukunft einsetzt' so Wilhelm. Jeder könne etwas tun: 'Jeder Einkauf ist wie eine Volksabstimmung, denn auf Dauer wird nur das produziert, was gekauft wird.' Gentechnik sei teuer, riskant und überflüssig. Wilhelm wünscht sich von den Verantwortlichen die Einsicht, 'dass sie nicht in die Naturgesetze eingreifen dürfen und dass es für eine Umkehr höchste Zeit aber nicht zu spät ist!' Einen zweiten Marsch durch Deutschland plant Wilhelm nicht, wohl aber einen Marsch von Berlin nach Brüssel: 'An die Wurzel des Übels!'
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