Dietmannsried | sir | Dass im Hauptort Dietmannsried kein einziger Brunnen mehr steht, ärgert den Rentner Siegfried Sailer: "Vor 70 Jahren waren es mal drei Brunnen. Aber die sind nach dem Krieg durch die Bank verschrottet worden." Dabei seien das schöne, gusseiserne Behälter gewesen. Aber in den 50er Jahren, so bedauert der geschichtsinteressierte 74-Jährige, habe man kein Interesse daran gehabt "das alte Glump zu pflegen".
Einzige gusseiserne Ausnahme im Gemeindegebiet sei der Brunnen in Probstried neben dem Gasthof Hirsch. Die gut gepflegte Wanne ist noch heute mit Wasser gefüllt. "So ähnlich sahen auch die anderen Brunnen in Dietmannsried aus", weiß Sailer. Ende des 19. Jahrhunderts sei es Mode gewesen, solche industriell gefertigten Brunnen in die Dörfer zu setzen. "Es waren einfache, aber schöne Brunnen."
Im Ortsteil Überbach gibt es gleich zwei Brunnen, und zwar Steinbrunnen. Einer ist uralt, aber erst vor einigen Jahren wiederentdeckt worden, und zwar bei Umbauarbeiten im Hof der einstigen Burg Überbach. Sailer: "Bei den Erdarbeiten kam eine mit Humus überwachsene Betonplatte zum Vorschein, mit der der noch bestens erhaltene 18 Meter tiefe Brunnen bedeckt war.
" Der handwerklich geschickte Burghofbesitzer Josef Lipp habe den Schacht mit einer "wunderschönen Rekonstruktion eines wie im Mittelalter üblichen Brunnenaufbaus mit Seil, Seilwinde und Eimer bestückt". Dieser "historische Schatz" könne sogar jederzeit besichtigt werden. Der "Burgbauer" leuchte bei Sonnenschein den Schacht bis an den Grund mit einem Spiegel aus.
Und am Kirchplatz in Überbach seht ein weiterer, junger Steinbrunnen. Vor gut zehn Jahren habe der Obst- und Gartenbauverein 5000 Euro in den Steintrog mit Wasserspeicher investiert, die Gemeinde gab noch einen Zuschuss obendrauf. Jetzt plätscherts neben der Kirche. Und der Gartenbauverein kümmere sich ehrenamtlich darum, dass auch noch die Blumenbeete ringsum das Auge erfreuen. "Hut ab vor dem Engagement der Überbacher," heißt es da auch von Seiten der Gemeindeverwaltung.