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Eines Tages stand Luise Rinser vor der Tür

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Eines Tages stand Luise Rinser vor der Tür

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    Magdalena Dietl pflegte eine enge Freundschaft mit der verstorbenen Schriftstellerin. Von unserer Mitarbeiterin Erika Gäble Memmingen Fast wöchentlich meldete sich die Freundin aus München telefonisch im Memminger Bürgerstift. Jetzt brach die Verbindung ab. Die über Jahrzehnte währende tiefe Frauenfreundschaft zwischen der namhaften Schriftstellerin Luise Rinser und der Autorin Magdalena Dietl endete. Den Tod der berühmten Freundin erfuhr die Memmingerin als eine der ersten, noch bevor die Medien sie in Wort und Bild lobend und kritisch verabschiedeten.

    Über die anerkannte und auch umstrittene Autorin ist mancherlei publik gemacht worden in ihrem neunzigjährigen Leben. Noch viel mehr könnte dazu Magdalena Dietl sagen; einiges richtig stellen, anderes erklären, sehr Privates aus dem Nähkästchen plaudern. Sie, die vor einiger Zeit ihren 80. Geburtstag feierte, wird es keinesfalls tun ­ das Andenken an die Freundin ist ihr viel zu kostbar. 200 Briefe mögen es gewesen sein, die hauptsächlich von Rocca di Papa und München, den beiden Wohnsitzen der Rinser, nach Memmingen gingen und von hier stets beantwortet wurden. Der Inhalt der Briefe reichte von tiefschürfenden Erörterungen bis zu Alltäglichem. Gefühle, die vielleicht nie über die Lippen kamen, wurden dem Papier anvertraut.

    In Rom besucht

    Wie begann die Freundschaft? Die seit frühesten Kindertagen an den Rollstuhl gefesselte Memmingerin übermittelte in den Sechziger Jahren brieflich ihre Bewunderung für ein Rinser-Buch an die Schreiberin. Die Antwort kam höchstpersönlich. Auf der Rückfahrt von Spanien machte Luise Rinser mit ihrem Sohn Station in Memmingen. Man verstand sich offenbar auf Anhieb. Magdalena Dietl besuchte die bereits bekannte Schriftstellerin in Rom und wurde eingeladen zur Besichtigung des eben erworbenen Grundstücks in Rocca di Papa. Weitere Begegnungen, stets angefüllt mit inhaltsreichen Gesprächen, folgten.

    Luise Rinser, von der über 40 Bücher gedruckt wurden, schrieb Magdalena Dietl, Autorin von zehn Veröffentlichungen ­ mal schwere Kost, mal heitere Dialektverse ­ das Vorwort zu 'Wohin denn Adam?' Da steht unter anderem: 'Die Autorin dieses Büchlein ist meine Freundin. Aber nicht weil sie das ist, möchte ich ihrem Buch beim Start helfen, sondern weil das, was und wie sie denkt und schreibt, mir gut scheint als eine besondere Art, hart Zeitkritik zu üben: mit leichter Hand nämlich, mit Liebe, mit Zärtlichkeit für den Menschen.'

    Einmal wurde die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. 'Nach der Lektüre ihres Buches über Nord-Korea und ihrem Enthusiasmus für den Präsidenten Kim il Sung hatte ich es schwer, das Verhältnis unbefangen fortzusetzen. Dann war aber doch das Verbindende stärker als das Trennende,' so Dietl. Provokation habe die Freundin stets 'gebraucht', Zwiespalt sei ihr eigen gewesen. Dabei ließ sie auch den Widerspruch und die gegenteilige Meinung der Freundin gelten.

    Über ihr Verhältnis zu Männern war Rinser der Freundin gegenüber offener als es der Öffentlichkeit bekannt wurde. 'Ich hatte tiefen Einblick in ihre Beziehungen zu Karl Rahner, zu einem verstorbenen Benediktiner-Abt und zum Spanier Josè Sanchez de Murillo.'

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