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Eine Zeitung, die man hören kann

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Eine Zeitung, die man hören kann

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    Memmingen/Buxheim (maj). - Seit dem Jahr 1983 gab's nur einen einzigen Ausfall. Dabei erscheint demnächst bereits die 1111. Kassette. Die Rede ist von der Zeitung für Blinde und Sehbehinderte. Erika Siede aus Buxheim, Tina Mußack aus Memmingen und ihre Helfer versorgen seit 21 Jahren Menschen, die nichts oder nur sehr schlecht sehen, mit ausgewählten Artikeln aus der Memminger Zeitung und der Mindelheimer Zeitung. Zurzeit nutzen rund 50 Männer und Frauen aus Memmingen und dem Unterallgäu diesen Service. Die Zeitung für blinde und sehbehinderte Menschen erscheint einmal pro Woche. Sie ist auch für diejenigen geeignet, die beispielsweise wegen Multipler Sklerose (MS) keine Zeitung mehr in den Händen halten können. Die Hörkassette hat eine Spielzeit von 90 Minuten. Die Herstellung verläuft seit 21 Jahren stets nach dem gleichen Muster: Mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks wählt die 64-jährige Erika Siede während der Woche Berichte aus den Memminger und Mindelheimer Lokalteilen aus. 'Hauptsächlich Kommunalpolitisches und Berichte über die Belange behinderter Menschen', erklärt Siede.

    'Sprechtag' ist der Mittwoch 'Sprechtag' ist dann immer mittwochs: Von 8.30 bis 12 Uhr zieht sich Erika Siede in ihr Zimmer zurück. Die Wanduhr schaltet sie während dieser Zeit aus, damit keine Nebengeräusche die Aufnahme stören. Dann setzt sich die Buxheimerin ans Mikrofon und spricht die von ihr gekürzten Versionen der Zeitungsartikel auf das Band ihres Kassettenrekorders. Das so genannte Mutterband bringt Siedes Ehemann Eberhard anschließend zu Tina Mußack. Die 70-Jährige ist ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Blindenbund und Beraterin für Blinde und Sehbehinderte in der Stadt und im Landkreis. Sie erstellt mit einem Spezialgerät Kopien der Kassette und schickt sie an die Kunden, überwiegend ältere Menschen. Mußack ist selbst blind und daher ebenfalls Hörerin unserer Zeitung. 'Für Menschen wie mich bietet sie zusätzliche Unabhängigkeit', betont sie. Und Informationen, auf die sie ansonsten verzichten müssten. Für ihr ehrenamtliches Engagement erhielt Erika Siede bereits vor Jahren die 'Silberdistel' unserer Zeitung. Wie Tina Mußack ist es ihr aber gar nicht recht, wenn ihre Person in den Vordergrund gerückt wird. Beiden geht es - wie ihren Helfern - vielmehr um den Dienst am Nächsten. Woche für Woche. Bislang schon 1106-mal. Und das mit nur einem einzigen Ausfall in 21 Jahren. i Die Zeitung für blinde und sehbehinderte Menschen kostet 15 Euro pro Jahr. Interessenten können sich bei Tina Mußack unter der Telefonnummer (08331) 2217 melden.

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