Buchenberg (is). - Ihre musikalische Karriere ist mit Superlativen verbunden: Sie war die erste Musikantin in der Buchenberger Musikkapelle und in der Kemptener Stadtkapelle, die erste Vorsitzende einer Kapelle im Allgäu-Schwäbischen Musikbund, die erste Frau in dessen Präsidium und schließlich die erste Vizepräsidentin. Und heute ist sie die dienstälteste Musikerin im ASM: Centa Theobald. 'Die Musik war und ist in meinem Leben eine große Bereicherung meiner Lebensqualität', versichert die 55-Jährige aus Wirlings bei Buchenberg. Bereits in der fünften Generation macht sie Blasmusik (ihre Tochter Tina in der sechsten). Dabei war es in ihren jungen Jahren kaum denkbar, dass ein Mädchen in einer Kapelle mitspielt. Nachdem ihr der Kemptener Musiklehrer Kraus die ersten Töne auf der Klarinette beigebracht hatte, trat Centa Haggenmüller, wie ihr Geburtsname lautet, 1966 in die Musikkapelle Buchenberg ein. Stadtkapellmeister Hugo Schmith nahm sie die nächsten drei Jahre unter seine Fittiche, dann stieß die Bläserin vorübergehend - bis zur Heirat - auch zur Stadtkapelle Kempten. 'Mit Argwohn und männlicher Selbstüberschätzung' hätten die Buchenberger Blasmusikanten ihr Erscheinen zur Kenntnis genommen, weiß der ehemalige Dirigent Helmut Frey. Im Rückblick kann sich die Musikerin heute aber freuen: 'Als einziges Mädchen wurde ich vorbehaltlos akzeptiert.' Zwölf Jahre führte sie auch das Protokoll, dann vertrauten ihr die Mitglieder das Amt der Vorsitzenden an. 'Mit einer unwahrscheinlichen Energie und Begeisterung stürzte sie sich in ihre neue Aufgabe', wird berichtet.
Ihr Engagement blieb auch höheren Orts nicht verborgen: 1994 wurde die Wirlingerin ins Präsidium des ASM gewählt, sechs Jahre später gewann sie der Präsident, Prof. Karl Kling, als Stellvertreterin. In dieser Eigenschaft übernimmt sie in ganz Schwaben Termine, besucht Konzerte und Feste, hält Ehrungen und weilt auf Tagungen. 'Liebend gern' arbeite sie im Dienst der Blasmusik, versichert die Vizepräsidentin glaubhaft. Den Vorsitz in Buchenberg hat sie vor zwei Jahren niedergelegt, die Kapelle dankte mit der Ernennung zur Ehrenvorsitzenden. Unter den 12000 Frauen im ASM gilt Centa Theobald mit 36 Jahren aktiver Tätigkeit heute als dienstälteste Musikerin. Ihr Mann und 'Privatsekretär' Erich Theobald ist 'stolz, dass sie so lange ausgehalten hat'. Sie wiederum hält es für wichtig, 'dass die Familie dahintersteht' und dass Familie, Beruf und Hobby in Einklang gebracht werden können. 38 Prozent der Aktiven im ASM seien Mädchen und Frauen. 'Damen haben sich längst behauptet und sind aus der Musikszene nicht wegzudenken, tragen sie doch durch vielerlei Aktivitäten wesentlich zur Attraktivität und Bereicherung einer jeden Musikkapelle bei', stellt die Vizepräsidentin fest. Frauen bereicherten, schon wegen der Tracht, optisch Festzüge, Konzerte und andere Auftritte. Das 'schwache Geschlecht' sei in allen Klangkörpern bewandert, erziele auf Kreis-, Landes- und Bundesebene hervorragende Leistungen und stehe denen der Männer nicht nach. Centa Theobald will 'keine Emanze' sein, sondern 'Seite an Seite' mit den Männern gehen. Ihre Geschlechtsgenossinnen sollten sich einem bewussten Selbstwertgefühl zwar nicht verschließen, doch 'Gemeinsamkeiten, den Dialog und nicht die Konfrontation mit den männlichen Kollegen' suchen. Centa Theobald