Von Manfred Jörg, Berlin/Memmingen - 'Man liebte oder hasste sie, dazwischen gab's offenbar nichts. Die meisten liebten Regine Hildebrandt.' Das schreibt Kathrin Finke in ihrem Buch über die im vergangenen Jahr verstorbene Mutter Courage des Ostens. Der Buchtitel ist ein charakteristisches Zitat der SPD-Politikerin: 'Erzählt mir doch nich, dasset nich jeht!' Kathrin Finke, die 31-jährige Autorin und Journalistin, begann ihre journalistische Laufbahn als freie Mitarbeiterin bei der Memminger Zeitung. 1989 machte sie ihr Abitur am Strigel-Gymnasium. Es folgte ein Studium der Amerikanistik, der Politik- und der Kommunikationswissenschaft in München. Während des Studiums arbeitete Finke auch für den Münchner Merkur. 'Dabei habe ich auch festgestellt: Das soll mein Beruf werden', sagt die gebürtige Schwabacherin. Mit dem Magistertitel in der Tasche wollte Finke das Gebiet nördlich des Weißwurst-Äquators erkunden. 'Deswegen habe ich auch bevorzugt in Berlin nach einem Volontariat gesucht', berichtet sie. Es klappte schließlich beim Berliner Kurier. Seit 1998 ist Kathrin Finke Redakteurin bei diesem Boulevard-Blatt. 'Wir sind die drittgrößte Zeitung in der Hauptstadt', erläutert sie. Die frühere Memmingerin, die auch schon in Wolfratshausen, einem der bekanntesten Frühstücks-Orte (Stoiber/Merkel!) der Republik lebte, arbeitet heute im Ressort Berlin/Brandenburg. Zuständig ist Finke unter anderem für die Landespolitik in Brandenburg. Dabei führte sie auch mehrere Interviews mit der kämpferischen und sozial engagierten SPD-Politikerin. Nach dem Tod Hildebrandts am 26. November 2001 schrieb Kathrin Finke zunächst für den Berliner Kurier eine sechsteilige Serie über die Quasselstrippe mit Herz und Verstand. 'Wenig später passierte, wovon viele Journalisten träumen: Das Telefon klingelte. Dran war meine heutige Verlegerin.
Sie hatte meine Serie gelesen und schlug mir vor, ein Buch draus zu machen.' Kathrin Finke nahm die Herausforderung an. Alles sollte nun sehr schnell gehen. Sie nahm sich mehrere Wochen unbezahlten Urlaub, recherchierte und schrieb. Am Valentinstag musste das Manuskript fertig sein. Und es wurde fertig. Eine riesige Hilfe erhielt Finke von Rainer Karchniwy, den sie im Zuge ihrer Buch-Recherchen kennen lernte. Der 51-Jährige war der Fahrer von Regine Hildebrandt. 630000 Kilometer legten sie zusammen im Auto zurück. Da sich die beiden verstanden 'wie zwei linke Latschen', durfte Karchniwy näher als manch anderer ran an die Hildebrandt. Im Lauf der Jahre entstanden dabei ungezählte Fotos. Sie zeigen die Politikerin in Situationen, die kein offizieller Pressefotograf jemals hätte einfangen können. Selbstverständlich findet sich eine Auswahl dieser Bilder im Buch. 'Es ist keine Biographie, sondern vielmehr ein Erinnerungsbuch', betont Autorin Finke. Nicht nur zahlreiche Anekdoten des Fahrers sind nachzulesen, sondern ebenso von vielen früheren Weggefährten. Aber auch Regine Hildebrandts legendäres Rezept für einen richtigen Frankfurter Kranz darf nicht fehlen. Nicht nur deswegen hat Kathrin Finke ein sehr authentisches Gesamtbild der beliebten Politikerin gezeichnet. Dass das Buch offenbar richtig gut gelungen ist, merkte sie spätestens, nachdem sie es Jörg Hildebrandt - dem Witwer - vorgelegt hatte. Der sagte nur einen Satz: 'Das ist sehr schön geworden.' i Kathrin Finke: 'Erzählt mir doch nich, dasset nich jeht!', Mitteldeutscher Verlag, 2002, ISBN 3-89812-155-0. Weitere Informationen über Regine Hildebrandt gibt es im Internet unter www. reginehildebrandt. de