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Eine Stimme, an der sich die Geister scheiden

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Eine Stimme, an der sich die Geister scheiden

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    Nimmt man Kritiken in großen Zeitungen zur Hand, fällt nur fahles Licht auf diesen 39-jährigen Tenor aus Großbritannien namens Paul Potts. Der Schatten überwiegt. "Keine besonders weltbewegende Leistung", nörgelte einst die New York Times, während The Independent zum wenig schmeichelhaften Urteil kam: "Mr. Potts ist ein gewöhnlicher Tenor, der in jeder Amateurgruppe gefunden werden kann." Thomas Quasthoff schließlich, hoch dekorierter Bassbariton und Professor an der Musikhochschule in Berlin, befand: "Ich kenne Studenten, die das besser können."

    Was nun, wundert man sich ob solcher Urteile. Immerhin ist dieser Paul Potts in aller Munde, besitzt eine große Fangemeinde und verkauft Millionen von Platten. Paul Potts, am Samstag zu Gast in der Big Box, ist ein Star. Zumindest momentan. Und hat immerhin einen Echo-Preis eingeheimst. Dass man so einen nicht besser beurteilt?

    Nun wird man heute andererseits schneller zum Star gemacht, als in früheren Jahren. Vor allem die Geschichte drum herum muss stimmen, und die liest sich bei Paul Potts spannend bis abenteuerlich. Vater (Busfahrer) und Mutter (Kassiererin) hatten nur wenig übrig für klassische Musik. Der kleine Paul aber hörte eines Tages die Stimme von José Carreras im Radio - und war wie elektrisiert. "Das bewegte mich", verriet er in einem Interview, und schon damals beschloss er, Sänger zu werden.

    Egal, was die Eltern dazu sagen. Als 29-Jähriger gewann er bei einer Talentshow mehrere tausend Pfund, die er prompt in eine professionelle Ausbildung investierte. Und er trat oft ohne Gage auf - Hauptsache er durfte auf der Bühne stehen und singen. Am liebsten Opern von Giuseppe Verdi. Ein Beseelter der Musik.

    Dann kam das Jahr 2003 und mit ihm mehrere Schicksalsschläge. Blinddarmdurchbruch, die Nachricht eines (gutartigen) Tumors, Schlüsselbeinbruch. Was zunächst wie das Ende einer noch gar nicht begonnenen Karriere aussah, war freilich nur Momentaufnahme. Paul Potts verkaufte in dieser Zeit Supermarktartikel und danach Mobiltelefone, ehe er doch wieder auf die Bühne zurückkehrte.

    Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Gesangsstück: Vielleicht war das sein Erfolgsgeheimnis. Jedenfalls siegte er bei einer britischen Castingshow - mit einer von ihm selbst bearbeiteten Version der Arie Nessun dorma. Die Welt, zumindest ein Teil davon, war gerührt. Das Märchen nahm seinen Lauf. Der Mann trat vor der britischen Königin Elisabeth II. auf, erhielt einen Plattenvertrag und wurde zu einem Werbespot der Deutschen Telekom verpflichtet.

    Vom Handyverkäufer zum Startenor mit Millionen-Verdienst: Diese Geschichten werden gerne gelesen, und wenn Paul Potts auch noch verrät, dass er mit elf Jahren den Film "E.T." zum ersten Mal gesehen hat und danach feststellte, dass er sich mit Eliott, dem kleinen Jungen, besonders identifizieren konnte, dann geht das natürlich zu herzen.

    Von einem Wendepunkt in seinem Leben spricht der britische Tenor, wenn er auf die britische Castingshow Got Talent angesprochen wird. Nun aber lebt er im Jetzt und Heute. Und da zähle alleine seine Stimme. Mit der gelingt es ihm noch immer, Menschen in den Bann zu ziehen. Selbst wenn Kollegen wie Thomas Quasthoff mit der Nase rümpfen.

    Karten für das Konzert mit Paul Potts am 19. September (20 Uhr) in der Big Box Allgäu in Kempten gibt es bei den Geschäftsstellen unserer Zeitung.

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