Von Markus Raffler, Durach - Der europäische Gedanke liegt an diesem Vormittag förmlich in der Luft. Bienvenue, benvenuti, dobro dosli - in drei Sprachen prangen bunte Willkommenstafeln am Eingang der Volksschule Durach. Auch drinnen wächst beim Europafest nahtlos zusammen, was auf der Landkarte durch dicke Grenzlinien getrennt ist. Da wehen auf Schritt und Tritt bunte Fahnen. Da schwatzen junge Franzosen und Deutsche unbekümmert vor sich hin, werden slowenische Spezialitäten serviert, erklingen italienische Lieder. Und mitten in der begeisterten Woge aus Schülern, Lehrern, Eltern und Besuchern steckt ein gut gelaunter Wissenschaftsminister. Und Dr. Thomas Goppel kann eines nur unterstreichen: 'Es müsste mehr Durachs geben.' Die Volksschule am Rande Kemptens ist mit rund 730 Schülern nicht nur die größte ihrer Art im Landkreis. Mit ihrem Rektor Anton Schäfers steht sie auch für einen beispielhaften Brückenschlag quer durch den Kontinent: Seit 1985 besteht eine Partnerschaft mit der 'Scuola Media' in Cembra (Italien), 1988 kam das 'College St. Michel' in Frankreich dazu, abgerundet durch Verbindungen zur Schule im slowenischen Pivka. Alle vier zusammen zeigen am Samstag, was es heißt, wenn Jugendliche und Erwachsene mit Feuereifer ein Fest feiern.
Kanons und Massenchor, italienische Volkslieder, französische Tänze und deutscher Hip-Hop - Sprache und Themen wechseln auf der Bühne ebenso schnell wie die Nationalität der Akteure. Und während Schüler und Betreuer den vielen Besuchern ein bunt garniertes Programm bieten, heißt es in der Aula Start frei zum kulinarischen Europa-Streifzug. Slowenischer Schinken und italienische Salami warten auf Genießer, dazu gibt es Allgäuer Bergkäse oder Getränke aus Frankreich. 40 Begegnungen mit ausländischen Klassen haben seit Beginn der Schulpatenschaften vor 20 Jahren stattgefunden, lautet die Bilanz von Rektor Schäfers. 1500 Schüler haben Grenzern überwunden, Vorurteile abgebaut, Freunde gefunden und fremde Sprachen kennen gelernt. 'Die Schulpartnerschaft ist die beste Saat für ein gemeinschaftliches Europa', ist Durachs Zweiter Bürgermeister Dr. Peter Schneider überzeugt. Und auch Rektor Alberto Tomasi (Cembra) sieht die Kinder als Garanten für die gemeinsame Zukunft der unterschiedlichen Länder. Tief beeindruckt zeigt sich auch Dr. Thomas Goppel: 'Freundschaft und persönliche Nähe sind der beste Weg, um die trennende Geographie zu überwinden', betont der Minister. Die Schüler hätten etwa mit dem gemeinsamen Fest erreicht, dass 'Europa immer selbstverständlicher wird.' Das international besetzte Theaterstück vom Vier-Nationen-Urlaub belegt dies wenig später ohne viel Worte. Denn da zählt am Ende nur eines: Das Wir-Gefühl.