Kaufbeuren/Ferrara (az). - Mit Trommelwirbel, Fanfarenklängen und ihren Fahnenschwingern empfing die Contrada San Giorgio zur Überraschung aller ihre Gäste aus Kaufbeuren. Was zunächst aus organisatorischen Gründen nicht vorgesehen war, entpuppte sich zu einem Höhepunkt einer Busreise nach Ferrara, zu welcher der Verein zur Pflege der Städtepartnerschaften eingeladen hatte. Im 15. Jahr der Städtepartnerschaft zwischen Kaufbeuren und der oberitalienischen Stadt war es für Geschäftsführer László Kasztner und seine Stellvertreterin Birgit Müller selbstverständlich, diese Reise anzubieten. So fuhren rund fünfzig Kaufbeurer in die Renaissancestadt in der Po-Ebene. Im Rathaus, dem mittelalterlichen Sitz der Herzöge von Este, sprach Bürgermeister Ernst Holy über die Grundlagen der Städtepartnerschaft, und Stadtführerin Elisabetta Gulino führte durch die geschichtsträchtigen Räume bis hin zum Badezimmer der Lukrezia Borgia. Nach dem Castello d’ Este ging es zum Dom, dessen reiche spätgotische Symbolik zum Staunen und Fragen herausforderte. Während der Mittagspause besuchte die offizielle Delegation einen ferraresischen Bäcker, der seine lokalen und regionalen Produkte vorstellte, die in der Stadt als Spezialität gelten. Nach einer kurzen Siesta führte das Programm weiter ins Judenviertel und dann nach San Antonio in Polesine, einer Benediktinerinnenabtei, deren mittelalterliche Kirche sehenswerte Fresken schmücken. Den Tag beschloss eine Besichtigung des Palazzo Schifanoia, dessen Baugeschichte in die Anfangszeit der Este in Ferrara zurückreicht. Am nächsten Tag führte die Reise nach Ravenna.
Die Besichtigung begann mit dem Theoderich-Grabmal und führte über die Basilika San Vitale, das Mausoleum der Galla Placidia und Theoderichs Palastkirche Sant’ Apollinare nuovo. Ravenna steht für die oströmische Herrschaft und ihren kunsthistorischen Einfluss in Italien: Die Pracht der Mosaiken zieht auch heute jeden Betrachter in ihren Bann. Die Rückfahrt nach Ferrara führte über die Wassertäler Bertuzzi am adriatischen Meer vorbei zur Abbazia di Pomposa. Am dritten Tag zeigte Elisabetta Gulino die mittelalterlichen Gässschen der Altstadt, erklärte ihre Baustile und führte zum Palazzo dei Diamanti, der die Nationalgalerie beherbergt. Beeindruckende Bilder aus Spätgotik und Renaissance ließen etwas von dem künstlerischen Rang des damaligen Ferrara erahnen. Der Besuch des Stadttheaters rundete das Programm ab und ließ anschließend Zeit zu einem gemütlichen Gläschen Wein oder zum Einkauf. Nur die offizielle Delegation musste noch einen Termin wahrnehmen und 20 Kilometer außerhalb von Ferrara zu einem landwirtschaftlichen Mustergut reisen. Bürgermeister Holy traf auch die Verantwortlichen des Po-Turniers, an dem im April Jugendliche aus den Bereichen Leichtathletik und Volleyball teilgenommen hatten. Hatte man sich auf der Hinfahrt Dom und Innenstadt von Trento angeschaut, so ging es auf der Rückfahrt nach Brixen, Stift Neustift und Stift Stams im Inntal. So kamen die Kaufbeurer mit einer Vielzahl verschiedenster Eindrücke zurück von der Reise. Die Contrada San Giorgio bewirtete die Kaufbeurer nach dem überaus herzlichen Empfang reichlich mit leckeren Spezialitäten. Auch hier fanden Ferraresen und Kaufbeurer schnell zueinander und freuten sich über ein Wiedersehn beim Tänzelfest. Und so blieb am Ende dieser Reise die Erkenntnis, dass sich der Einsatz für diese Städtepartnerschaft lohnt.