Memmingen (pm). - Ausnahmezustand am Bezirkskrankenhaus Memmingen: eine Woche lang trat in der Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Alltag in den Hintergrund - denn fast alle Patienten nahmen an einer so genannten 'Projektwoche' teil. 'Das hat vor zwei Jahren mit einer einwöchigen Aktion der Kunsttherapie angefangen', erläutert Udo Grundmann. 'Vergangenes Jahr kam die Ergotherapie dazu und jetzt macht die ganze Klinik mit', freut sich der Kunsttherapeut. Vor der Aktion konnten sich die Patienten für eine von vier Gruppen entscheiden, die während der Projektwoche angeboten wurden: Holzarbeiten, das Erstellen eines Mosaiks, eine Bistro-Gruppe und der Bau von Musikinstrumenten. 'Die Nachfrage war sehr groß', so Grundmann, 'fast alle Patienten wollten an etwas teilnehmen.' So auch die 19-jährige Jasmin, die aus einem großen Holzstück ein kleines Kunstwerk schnitzt. 'Anfangs wusste ich gar nicht, was ich mit dem Holzklotz anfangen sollte', erzählt sie, 'aber die Ideen kamen dann beim Arbeiten.
' Sie empfand es als angenehm, 'eine Woche lang an einer Sache werkeln zu können - ich war abends immer richtig ausgeglichen', sagt sie. Das Angebot einer Projektwoche findet die junge Frau, die seit Monaten in der Klinik behandelt wird, 'toll - es ist mal eine Abwechslung vom Klinikalltag'. Und dies nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Mitarbeiter. 'Es ist ein anderes Arbeiten als in den üblichen Klinikstrukturen', meint Udo Grundmann. 'Zwar auch anstrengend, aber es macht unheimlich viel Spaß', bestätigt Krankenschwester Gerlinde Stanzel, die gemeinsam mit Scarlett Christ und Regina Wehrle die Bistro-Gruppe anbot. Acht Patienten nahmen an der Gruppe teil, die während der Projektwoche die anderen Teilnehmer mit selbst gebackenem Kuchen, Kaffee und Snacks versorgte. 'Es war einfach schön zu sehen, wie schnell die Eigeninitiative und das Selbstvertrauen der Patienten in ihre Fähigkeiten wuchs', schildert Gerlinde Stanzel, 'da bekamen auch Patienten, die aufgrund ihrer Krankheit zu Hause jahrelang nichts mehr gebacken haben, Lust, etwas zu machen'. Die überwiegende Zahl der Teilnehmer an der Bistro-Gruppe leide an Depressionen, 'Patienten, bei denen es oft schwierig ist, sie für etwas zu motivieren', schildert die Fachkrankenschwester für Psychiatrie, 'ein Problem, das wir während der Projektwoche fast gar nicht erlebten'. Ausschlaggebend dafür seien auch die positiven Rückmeldungen der anderen Patienten und der Klinikmitarbeiter für die Leckereien gewesen: 'Wenn man eine Woche lang täglich rund 30 Leute versorgt, ist das eine ganz schöne Leistung - Hut ab!', sagt denn auch Gerlinde Stanzel.