Das Stück "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt hatte bei seiner Uraufführung 1962 bedrückende Aktualität. Unter dem Deckmäntelchen der Kriminalkomödie hielt der Schweizer Dramatiker der Welt den Spiegel vor und entfaltete eine szenisch zwar komische, doch in ihren Inhalten sehr wichtige Diskussion über den Missbrauch der Forschung.
In einer Irrenanstalt sitzen drei seltsame Herren, einer hält sich für Einstein, einer für Newton und der Dritte meint gar, die Weltenformel gefunden zu haben. Todesfälle unter dem Klinikpersonal führen zu Nachforschungen und zuletzt stellen sich die Verrückten als alles andere als durchgedreht heraus.
Das Landestheater Schwaben führt das Stück bei den Sonthofer Theatertagen am Freitag, 12. März, 20 Uhr, im Haus Oberallgäu auf und Hauptdarstellerin Joséphine Weyers, die das Fräulein Dr. Mathilde von Zahnd, die Irrenärztin, spielt, sprach mit Stefan Nowicki über das Werk und die Inszenierung.
Friedrich Dürrenmatt hat das Stück der Schauspielerin Therese Giehse gewidmet, die dann auch die Rolle der Irrenärztin ähnlich ausfüllte, wie es zum Beispiel Helene Weigel als Mutter Courage tat. Ist es schwierig, gegen so ein Bild in den Köpfen des Publikums anzuspielen, oder hat man selber ein Bild?
Joséphine Weyers: Das kann ich so nicht beantworten. Ich denke, das Beste ist, sich möglichst weit von so einem Original entfernt zu halten und so einen eigenen Zugang zu finden.
Wie sind Sie an diese Rolle herangegangen?
Joséphine Weyers: Wie an jede andere Rolle auch. Ich arbeite da sehr psychologisch. Wobei das Stück nicht so wahnsinnig kompliziert ist. Es wird ja alles offen ausgesprochen und man findet einen Zugang zu heute relativ leicht.
Die Kraft der Atomspaltung ist immer noch eine Gefahr für die Welt. Insofern hat sich an der Aktualität des Stückes kaum etwas geändert. Oder?
Joséphine Weyers: Das ist eine Sache des Konzeptes und Sache der Regie. Damit habe ich aber weniger zu tun. Ich soll meine Rolle spielen, so wie der Regisseur es möchte.
Oder sollten die Hauptpersonen heute eher Computergrößen wie Bill Gates oder Google-Chef Eric Schmidt sein?
Joséphine Weyers: Das kann ich nicht sagen, da ich lediglich Schauspielerin bin und nicht Regisseur. Aber sicherlich kann man so ein Stück modernisieren.
Glauben Sie, dass junge Leute von heute noch Zugang zu Theaterstücken wie "Die Physiker" finden? Oder verlangt solch ein Stück zuviel eigenes Denken?
Joséphine Weyers: "Die Physiker" ist ein Stück, das sich nach wie vor gut verkauft, da zum einen Leute, die es aus ihrer Jugend kennen, gerne wieder sehen und zum anderen "Die Physiker" nach wie vor Schullektüre ist. Von daher ist es nicht so schwer, aber die Schüler begeistern muss man natürlich trotzdem.
Gab es für Sie in der Rolle der Mathilde von Zahnd eine besondere Herausforderung?
Joséphine Weyers: Nein, ich habe gerade "Faust 2" und die Medea gespielt. Es ist eine Rolle, die viel Spaß macht.
Merkt man der Rolle eine gewisse Verrücktheit oder einen besonderen Charakterzug an?
Joséphine Weyers: Am ehesten entspricht diese Rolle den heutigen Unternehmensfrauen, die ganze Konzerne an der Börse verkaufen - ohne Gedanken an die eventuellen Folgen.