Memmingen (web). Mit Aerobic hat das alles nichts mehr zu tun: im Fach Tanz am Memminger Bernhard-Strigel-Gymnasium geht es um etwas anderes. Was die Gruppe auf die Beine stellt, kann sich sehen lassen. Erst kürzlich hat sie das beim Projekt 'Tanzmomente' in der Turnhalle bewiesen, wo sie das Publikum bezauberte. Dass diese Art von Unterricht etwas Besonderes ist, hat sich längst rumgesprochen. Immer mehr Mädchen wollen in die Kurse. Die meisten Schülerinnen sagen, dass es vor allem einen Grund für das Tanzfieber gibt: Lehrerin Birgit Reuter. 'Sie kann das eben, einen richtig motivieren', erzählt eine der Schülerinnen und sieht lächelnd zu Birgit Reuter rüber. Die anderen Mädchen nicken zustimmend. Sie alle sind sich einig, dass es vor allem an der 35-Jährigen liegt, dass der Tanzunterricht an ihrem Gymnasium so viel Spaß macht. Rund 80 Schülerinnen und zwei Schüler, in erster Linie aus der sechsten bis zur 13. Jahrgangsstufe, haben sich dieses Schuljahr für Tanz als Wahlfach oder differenziertem Sportunterricht entschieden. So viele wie nie. Vor drei Jahren ging es los mit der Tanz-Bewegung am Strigel. Damals kam Birgit Reuter zurück an das Gymnasium. Die Memmingerin hatte dort ihr Abitur gemacht, Sport studiert und schließlich im Westallgäuer Lindenberg als Lehrerin gearbeitet. Sieben Jahre lang, bis sie sich auf Bitten von Direktor Jürgen Freisler entschloss zurückzukehren.
Auf Landesebene vorn dabei Zwei Tanzgruppen gab es damals mit insgesamt 28 Schülerinnen. Nachdem Reuter, früher selbst begeisterte Tänzerin, den Unterricht übernommen hatte, stellten sich immer mehr Erfolge bei Schulwettbewerben ein. Seit 2000 mischen die Gruppen in der Kategorie 'Künstlerischer Tanz' auf Bezirks- und Landesebene immer ganz vorn mit. Dass im Strigel Tanz nicht einfach Tanz ist, wird Beobachtern schnell klar. Eine Szene: Die Musik wird düster, die Bewegungen der Tänzerinnen verlangsamen sich, bis schließlich alle am Boden verharrend erstarren. Dann werden die Töne heller, nur eine tanzt weiter, bleibt frei und wird zum Symbol: Tanz als Ausdrucksform, erklärt Reuter. Getanzt wird nicht nur während der offiziellen Schulstunden. Auch außerhalb der Unterrichtszeit studieren die Schülerinnen die von Reuter erarbeiteten Choreographien ein. Vor Wettkämpfen wird schon mal ein Probenwochenende eingelegt. 'Die Mädchen verstehen sich alle unheimlich gut', sagt die Lehrerin. Das mache viel aus. Sie selbst achte darauf, niemanden zu überfordern. Viele Schülerinnen seien absolute Anfängerinnen. Darauf nehme sie Rücksicht und passe die Choreographien an. Ein Konzept, das aufgeht: die Tänze der Gruppen wirken ausgereift und anmutig, harmonisch und lebendig. Eine Mischung, die auch bei öffentlichen Auftritten den Funken überspringen lässt. Pläne fürs kommende Schuljahr haben die Mädchen und Birgit Reuter natürlich auch schon: unter anderem haben sie vor, bei einer Modenschau der Schneiderinnung tänzerisch Akzente zu setzen. Zudem sollen Ovids Metamorphosen und ein Rilke-Gedicht tänzerisch umgesetzt werden. 'Vielleicht trauen sich ja irgendwann doch noch mehr junge Männer in die Kurse. Wäre schön', meint Direktor Freisler: 'Wir haben da die Hoffnung noch nicht aufgegeben.'