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Eine Eibe könnte der älteste Baum Deutschlands sein

Oberstaufen-Steibis

Eine Eibe könnte der älteste Baum Deutschlands sein

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    Eine Eibe könnte der älteste Baum Deutschlands sein
    Eine Eibe könnte der älteste Baum Deutschlands sein Foto: riccarda gschwend

    In dem alten Bergahorn herrscht ein reges Kommen und Gehen: Meise, Buchfink, Baumpieper und Hausrotschwanz bevölkern die knorrigen Äste. In einer Höhle wohnt ein Kleiber - das vermutet zumindest Rolf Eberhardt nach fachmännischem Blick. Der Geschäftsführer des Naturparks Nagelfluhkette begutachtet den stattlichen Baum, dessen Stamm einen Umfang von 6,50 Metern hat und der wohl rund 350 Jahre alt ist.

    Auf dem Hochgrat befinden sich innerhalb eines kleinen Gebiets außergewöhnlich viele sehr alte Bäume. Auf der rund zweistündigen Wanderung im Bereich der Mittleren Stiegalpe und der Oberstiegalpe mit dem Naturpark-Chef zeigt sich: Der betagte Ahorn (er wird auch der "hohle Baum" genannt) ist nicht das einzige Naturdenkmal - es gibt noch eine besonders alte Weißtanne, eine Eibe und eine Ulme. Außerdem entdeckt Eberhardt eine Vogelkirsche, die er für ungewöhnlich groß hält, und eine Eberesche, die aus einem Fels herauswächst und angesichts dieser kargen Bedingungen auch eine stattliche Größe erreicht hat.

    Lebensraum für Vögel, Insekten, Moose und Flechten

    Über die alten Bäume gibt es eine Menge zu erzählen. "Das sind richtige eigene Ökosysteme", erklärt Eberhardt und deutet auf eine kleine Eberesche, die aus dem alten Ahorn herauswächst. Insekten, Vögel, Moose, Flechten - allen möglichen Tieren und Pflanzen dienen die mächtigen Bäume als Lebensraum. Zum Beispiel, erzählt Eberhardt, wachsen auf dem Bergahorn Moose, die es nur auf dieser Baumart gibt. Wunderschön ist auch die betagte Ulme, die ihre prächtigen Äste nach allen Seiten streckt. Eine Rarität - "Bergulmen sind selten geworden", sagt Rolf Eberhardt. Der Baum dürfte rund 250 Jahre alt sein. In unmittelbarer Nähe steht die Weißtanne, die sich etwa 30 Meter in die Höhe reckt und deren Stamm etwa 6,50 Meter umfasst. Sie ist vermutlich rund 300 Jahre alt.

    Einer, der sich intensiv mit den Bäumen beschäftigt, ist Hubert Rößner aus Waltenhofen. Der Rentner war früher Forstdirektor. Besonders angetan haben es ihm alte Eiben. Er kennt das Exemplar am Hochgrat gut und sagt etwas Erstaunliches: "Ich könnte mir vorstellen, dass das die älteste Eibe Deutschlands ist." Das Alter von Bäumen sei generell schwer zu schätzen (schließlich hängt das Wachstum von der Nährstoff- und Wasserversorgung ab). Aber es sei möglich, dass diese Eibe bis zu 1000 Jahre alt ist. Die Eibe in Balderschwang, die als Naturdenkmal weitaus bekannter ist, sei wesentlich jünger, ist sich Rößner sicher. Behauptungen, dass dieser Baum 4000 Jahre alt sei, hält er für "Schmarrn".

    Die Eibe am Hochgrat, die übrigens weiblich ist, ist recht klein, was laut Rößner an den extremen Wetterbedingungen liegt. Eis und Schnee ließen sie immer wieder abbrechen. Aber ihr Stamm hat einen Umfang von fünf Metern. Eine ähnlich betagte Eibe gibt es übrigens nicht weit von Steibis, in dem Oberstaufner Weiler Schindelberg: Dort steht ein Exemplar mit einem Umfang von 4,80 Metern, dem es allerdings nicht gut geht - der Baum stirbt gerade. Dieser Prozess, sagt Rolf Eberhardt, könne 50 bis 60 Jahre dauern.

    Hubert Rößner gibt aber die Hoffnung nicht auf: "Vielleicht erholt sich die Eibe noch einmal."

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