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Eine bewegte Schulgeschichte

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Eine bewegte Schulgeschichte

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    Immenstadt (rio/pk). - Das Aus für die 'Höhere Lehranstalt für Mädchen' Maria Stern kam im April 1939: Weil die klösterliche Privatschule dem nationalsozialistischen Gedankengut widersprach, wurde sie in einem Zwangsenteignungsverfahren aufgelöst. Das gesamte Gebäude wurde an die Stadt verkauft. 45 Klosterschwestern mussten Immenstadt verlassen. Am 31. März 1939 fand die Abschlussfeier statt. Einen Tag später wurde die Schule beschlagnahmt. Die damalige Schulleiterin Schwester Edelberta Schnehle hatte trotz aller Bemühungen den Kampf um den Erhalt der Mädchenmittelschule verloren. In der Kapelle des Gebäudes sei daraufhin zunächst ein Hitler-Hochzeitssaal und ein germanischer Ahnensaal, sehr viel später ein Lazarett für schwerverletzte Soldaten eingerichtet worden. So erzählt es Schwester Fatima, die heute die Schülerinnen der Mädchen Realschule in den Fächern Religion und Kunst unterrichtet und sich eingehend mit der Geschichte der Schule Maria Stern beschäftigt hat. Nach der Bombardierung und Befreiung Immenstadts Ende April 1945 durfte Schwester Edelberta, die später mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, neue Hoffnung für die katholische Bildungsstätte schöpfen. Das Gelände am Kalvarienberg wurde von der Stadt freigegeben . Das Kloster konnte das Haus zurückkaufen. Im Jahr darauf erteilte das Ministerium die Genehmigung zur Wiedererrichtung der Schule.

    Unterricht in Gasthäusern Vor 60 Jahren, genau am 13. Februar 1946, fand der erste richtige Schultag statt. 'In der Übergangszeit musste der Unterricht teilweise in Immenstädter Gasthäusern abgehalten werden. Mathematik fand zum Beispiel in der Krone statt', erzählt Schwester Fatima. 123 Mädchen und 105 Buben besuchten damals die Bildungsstätte, die fortan als Realschule und Gymnasium - für beide Geschlechter - geführt wurde. In einer Feierstunde mit allen Lehrkräften, Schülerinnen und Vertretern des Elternbeirats und der Stadt Immenstadt wurde in dieser Woche der Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht. Auch ehemalige Schülerinnen der Abschlussjahrgänge 1939 und 1946 nahmen an der Feier teil. Der Rest der bewegten Geschichte der jetzigen Realschule Maria Stern ist bekannt: Bis 1978 wurde die Schule als Gymnasium geführt, anschließend und bis heute als Realschule. Zwischen 1946 und 1978 waren auch Jungen zugelassen. Mittlerweile lehren nur noch neun Ordensschwestern an der Schule. 'Früher waren es 45. Die Schüler wurden ausschließlich von Schwestern unterrichtet', erinnert sich Fatima. Heute besuchen etwa 600 Schülerinnen die Mädchen-Realschule. Mit der vorübergehenden Schließung der Lehranstalt in unglückseliger Zeit war allerdings auch ein Neuanfang für das Kloster Maria Stern Augsburg einhergegangen: 27 klösterliche Lehrerinnen gründeten 1939 drei große Schulen in Brasilien. Heute arbeiten 100 Stern-Schwestern in 16 Niederlassungen auf der ganzen Welt. In Kinderheimen unterrichten sie Waisen- und Findelkinder. Diese menschliche Denkweise soll auch in Immenstadt an die Schülerinnen weitergegeben werden: Hilfe für die Armen ist ein Grundanliegen an der Schule Maria Stern'.

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