Kopfschütteln und Entsetzen über die furchtbare Bluttat an einer Realschule in Baden-Württemberg: 16 Menschenleben forderte der Amoklauf eines 17-Jährigen (siehe Die Dritte Seite). Was löst diese brutale Tat bei Eltern aus? Und wie reagieren Kemptener Schulen und Schüler? Die AZ fragte nach:
"Theoretisch ist so eine Katastrophe leider an jeder Schule möglich", sagt Anton Hartmann. Nachdem in der Nacht zum Mittwoch auch in den USA wieder ein Amoklauf passiert sei, werde das Thema "ganz sicher" im Unterricht aufgegriffen, meint der Rektor der Staatlichen Realschule. Zur allgemeinen Sicherheit sei die Eingangstür der Schule zwar verriegelt. Allerdings werde jedem, der sich über die Gegensprechanlage anmelde, normalerweise auch geöffnet. Für Notfälle gebe es an der Realschule einen Katastrophenplan, zu dem Durchsagen mit Schlüsselwörtern gehören.
Von einem hausinternen Kriseninterventionsteam bestehend aus der Schulsozialarbeiterin, der Schulleitung und Lehrern berichtet Franz Pfaffenberger, Leiter der Berufsschule I. Nach dem Amoklauf von Erfurt im Jahr 2002 habe man die Fortbildung "Akutbedrohung im Klassenzimmer" organisiert.
"Angst? Ein ungutes Gefühl hat wohl jeder, der Kinder hat", meint Heike Steck, Elternbeiratsvorsitzende an der Staatlichen Realschule. Die verschlossene Eingangstür der Schule gebe den Eltern aber Sicherheit. Zudem habe der Beirat angeregt, Elternklassensprecher zu wählen, die ständig mit den Eltern in Kontakt sind. "So hat man einen Einblick, wie die Stimmungen in einer Klasse sind", sagt die zweifache Mutter.
"Die Eltern sind in der Pflicht, mit ihren Kindern darüber sprechen", sagt Gabi Gründl, Elternbeiratsvorsitzende der Städtischen Realschule: "Die Schulen allein können das nicht stemmen." Doch mehr könne man fast nicht tun: "Natürlich sprechen wir über Schutzmaßnahmen, aber man kann ja nicht jedes Kind, das sich abgrenzt, als potenziellen Täter behandeln." "Ein wenig Angst bekommt man schon", sagt die 17-jährige Schülern Sabine. Schließlich passiere so etwas immer wieder. Besonders schockiert ist sie, weil Winnenden nicht weit weg ist. Entsetzt ist auch Gymnasiastin Jasmin, die sich aber nicht vorstellen kann, dass an ihrer Schule Vergleichbares passieren könnte. Auch Realschülerin Svetlana (16) glaubt nicht, dass ein Kemptener Schüler amoklaufen würde. Angst hat sie dennoch.
Die 17-jährige Tamara fühlt sich in der Buchenberger Hauptschule relativ sicher. Im Dorf sei die Gefahr einfach nicht so groß, meint sie.
"Hoffentlich passiert so etwas nicht bei uns", sagt Hauptschüler Luca (16). Er und sein Freund Paul, der auf die Berufsschule geht, betonen: "Es sollen bloß nicht wieder alle behaupten, dass die Computerspiele schuld sind." Schließlich müsse man zwischen Fiktion und Realität unterscheiden.