Pfronten (dim). - Als Ansager Pius Lotter an Samstag beim Schalenggen-Rennen darum bat, die Kappeler 'Nationalhymne' zu spielen, bedurfte es für die Einheimischen keiner Erklärung, wer das 'Schalenggar-Lied' komponiert hat. Natürlich der weit über die Grenzen des Allgäus bekannte Pfrontener Musiker Martin Heer. Heute feiert er seinen 85. Geburtstag. Schon als Schüler hatte Heer in einem Aufsatz geschrieben: 'Wenn ich viel Geld hätte, würde ich mir ein Haus im Wald bauen und ein Klavier kaufen. Beide Wünsche gingen in Erfüllung. Auch im Übrigen hatte Heer ein erfülltes Leben, in dem die Musik und die Familie immer die Hauptrollen spielten. Drei Söhne und mittlerweile auch drei Enkel gehören dazu. Seine Frau Maria hatte Heer im Mai 1944 in einem Kriegsurlaub geheiratet. Sein Vater, Bäcker in Pfronten-Kappel, hatte Martin Heer unter großen finanziellen Opfern eine Ausbildung bei Musiklehrer André Mayrock ermöglicht. Der brachte ihm das Klavier- und Geigenspiel bei und weihte ihn in die Geheimnisse der Harmonielehre ein. Als der Musikpädagoge schwer erkrankte, musste der erst elfjährige Martin das Harmoniumspiel in der Kirche von Kappel übernehmen. 'Ein Musikstudium wäre damals nicht finanzierbar gewesen', erzählt er: 'so absolvierte ich eine Lehre und arbeitete als Feinmechaniker.' Später verdiente er sein Brot hauptsächlich als Musiklehrer. Als Mitglied des Bayerischen Musiklehrer-Verbandes hat er in der Region an die 1000 Schüler unterrichtet. Zu seinem 75. Geburtstag erhielt der Musikpädagoge die Bürgermedaille der Gemeinde Pfronten für besondere kulturelle Verdienste. Zusammen mit Max Einsiedler, Hans Mayr und Otto Keller bildete er zunächst ein Schrammelmusik-Quartett. Später gründete er mit elf Personen in Kappel ein 'kleines Salonorchester'. Zwei seiner Söhne wirkten damals schon mit. Damals entdeckte Heer auch seine Liebe zur Komposition. In den 70er-Jahren wurde die beliebte Kapelle 'Martin Heer' aus der Taufe gehoben. Vater und Söhne waren und sind auch in Funk und Fernsehen sowie auf vielen Tonträgern zu hören.
Von Volksmusik bis Swing Besonderen Wert hat Martin Heer immer auf das musikalische Niveau gelegt. Auch die Vielseitigkeit spielte eine große Rolle: Von der Kirchenmusik beim Kappeler Männerchor über die eigene Volksmusik, Schlager, Operette, Klassik, bis zu Evergreens und Swing. Die drei Söhne haben seine Musikalität geerbt. Siegfried besetzt beim Musical 'Salzsaga' in Berchtesgaden eine Hauptrolle, Wolfgang wirkte beim Seeger Operetten-Ensemble im Vogelhändler mit und Martin junior leitet die überregional bekannte Rock-Band 'Next2u'. Doch das Familien-Quartett hat nach wie vor für alle einen besonderen Stellenwert. 'Ich finde es wichtig, die wahnsinnig positive und souveräne Ausstrahlung unseres Vaters zu erwähnen', sagt Sohn Martin. 'Wenn er im Hintergrund am Klavier oder Akkordeon sitzt und freundlich lächelt, vermittelt er uns und dem Publikum ein beruhigendes Gefühl.' Bei guter Gesundheit feiert Martin Heer heute seinen 85. Geburtstag in seinem Häuschen am Waldrand. Er und sein Jüngster teilen sich die Pflege der seit dem vergangenen Jahr auf den Rollstuhl angewiesenen Ehefrau und Mutter. Ein neues Talent hat Vollblutmusiker Heer nicht ganz freiwillig entdeckt: das Kochen. 'Wir kommen schon klar', versichern Vater und Sohn übereinstimmend.