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Ein Tag auf dem Kaufbeurer Weihnachtsmarkt

Advent

Ein Tag auf dem Kaufbeurer Weihnachtsmarkt

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    Ein Tag auf dem Kaufbeurer Weihnachtsmarkt
    Ein Tag auf dem Kaufbeurer Weihnachtsmarkt Foto: Mathias Wild

    Der Nebel hat die Stadt fest im Griff. Die Kälte ist von der Art, die keiner leiden kann. Die Luft feucht. Das Kopfsteinpflaster feucht. Die Haare von denen, die ohne Mütze oder Hut unterwegs sind, feucht. Der Spruch vom Hund, den man nicht vor die Tür jagen möchte, er muss an so einem Tag das erste Mal gefallen sein. Doch der Kalender fragt nicht, ob das Wetter zu ihm passt. Der Kalender sagt: Advent ist. Und wenn Advent ist, ist Weihnachtsmarkt.

    Die Menschen, die sich am Kaufbeurer Kirchplatz im nieseligen Grau Glühwein und Bratwürste schmecken lassen, tun das, was Menschen das ganze Jahr über gerne tun: Sie reden übers Wetter. Der ältere Mann am Stand mit den roten scharfen Feuerwürsten sagt, dass das alles mit der Klimaerwärmung zusammenhänge. Vergangenes Jahr kein richtiger Winter und heuer werde das bestimmt auch nichts mehr. Früher habe es immer richtige Winter gegeben, und zwar jeden Winter. Der Mann, der am Nebentischchen steht, sagt, dass das, Entschuldigung, Quatsch sei. Natürlich habe es auch früher milde Winter gegeben. Und: 'Anfang Dezember muss sich halt erst einmal die Luft richtig abkühlen, bevor’s schneien kann.'

    Am Stand gleich nebenan schimpft eine Frau auf ihren Mann ein, obwohl der absolut nichts dafür kann: '29 Euro! 29 Euro! Das geht doch nicht. 29 Euro für verrostetes Blech.' Kann man auch anders sehen: Das verrostete Stück Blech ist immerhin ein ausgestanzter Blech-Elch. Der Mann trägt es so oder so mit Fassung. Auf einem Weihnachtsmarkt sei halt alles ein bisschen teurer, da nütze es gar nichts, sich aufzuregen, versucht er den so unvermutet gefährdeten ehelichen Frieden wiederherzustellen.

    Das Pärchen ein paar der insgesamt 27 Stände weiter scheint sich im Gegensatz zu den Blech-Gegnern noch nicht allzu lange zu kennen und regt sich auch nicht auf. Er rät ihr zum Kinderpunsch, da sie ja keinen Alkohol trinke. Sie sagt ihm, dass sie überhaupt nichts anderes trinke als Wasser. Er, erstaunt: 'Nichts anderes als Wasser?' Sie, bestimmt: 'Nicht einmal direkt gepresste Säfte.' Er: 'Also, Wasser glaub’ ich, haben die hier gar nicht. Das tut mir jetzt aber leid.'

    Die Frau beim 'Zauber Kuchen' kann einem wirklich leidtun. Ihr Stand steht irgendwie ganz ungünstig, ums Eck herum, schmaler Durchgang, nebenan statt mittendrin. Viel Laufkundschaft kommt da nicht vorbei. Das sehen auch die beiden jungen Männer einer Heizungs-/Bau-/Sanitär-Firma so, die der Zauber-Kuchen-Frau zumindest ein bisschen gute Laune verschaffen möchten: 'Schlechter Platz, gell’', sagt der eine. 'Da verkaufen sich die Zauber Kuchen wie Betonkuchen', meint der andere. Der Gesichtsausdruck der Frau lässt offen, ob sie das lustig gefunden hat.

    Lustig geht es derweil im und vor dem Verkaufswagen der CSU zu. Das hat wohl weniger mit der Partei, als vielmehr mit den ausgeschenkten Getränken zu tun. Zum Beispiel gibt es heiße Schokolade, wahlweise mit Rum oder Amaretto. Mit einem Schuss Sahne drauf nennt sich das Ganze 'Tote Tante.' 'Tote Tante'-Trinken für einen guten Zweck: Der Erlös kommt dem Frauenhaus zugute. Das ist nicht nur lustig, das ist schon richtig komisch.

    Der Kaufbeurer Weihnachtsmarkt ist noch bis Sonntag, 21. Dezember, geöffnet: montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr und samstags und sonntags jeweils von 13 bis 20 Uhr.

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