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Ein Streik ist o.k., falsche Auskünfte sind es nicht

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Ein Streik ist o.k., falsche Auskünfte sind es nicht

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    Von Michaela Behr|Immenstadt'Ich hab' schon gewusst, dass die Lokführer streiken - aber ich hatte gehofft, dass das Allgäu verschont bleibt.' Hildegard Moosmann aus Ravensburg sitzt am Immenstädter Bahnhof und nimmt es gelassen, dass sie eine Stunde später als geplant Oberstdorf erreichen wird. Denn im Grundsatz habe sie ja Verständnis für die Forderung der Lokführer nach mehr Geld.

    Nicht ganz so entspannt wirkt ein junger Mann aus Frankfurt, der zu einem Geschäftstermin reist: 'Ich habe heute Morgen über die Hotline extra angefragt, ob meine Züge fahren.' Die Auskunft lautete klar: Ja. Von Frankfurt nach Ulm kam der Fahrgast - in Ulm standen die Züge still. 'Ein Streik ist o.k., falsche Auskünfte sind es nicht', ist er erbost. Per Mietwagen fuhr er schließlich bis Immenstadt, von hier aus geht es mit dem Allgäu-Express (Alex) bis Oberstdorf weiter.

    Deren Lokführer streikten gestern nicht, der Allgäu-Express gehört nicht zur Deutschen Bahn. Verspätung hatten jedoch auch die Alex-Züge. 'In einigen Bahnhöfen standen Züge still, das kostete den Lokführern, die im Einsatz waren, Zeit', erzählt ein Mitarbeiter des Busunternehmens RVA.

    Vom Streik am härtesten betroffen waren gestern Fernreisende. Bis nach Köln wollte Yvonne Kokavecz reisen, ihre Mutter Ingrid bis Hamm. Inzwischen sind sich die beiden nicht mehr sicher, ob sie bis zum Abend überhaupt ankommen werden. Um 9.59 Uhr sollte der EC in Fischen nach Köln abfahren. Dass er ersatzlos gestrichen ist, erfuhren die Urlauberinnen um 10.05 Uhr.

    Von Fischen fuhren sie bis Immenstadt, wollen nun nach Memmingen. Ob dort Züge weiterfahren, konnte Mutter und Tochter bislang niemand sagen. Die einzige Auskunft: Ab Ulm seien wieder Züge im Einsatz. 'Dass die Lokführer streiken finde ich gut, auch, dass die Leute den Streik richtig merken', sagt die Tochter. Nur die Bahnauskünfte könnten besser sein. Ihre Mutter widerspricht. 'Ich bin ganz schön sauer', so die 70-Jährige. Verärgert ist auch ein 68-jähriger Oberstdorfer. 'Ich habe kein Verständnis, wenn Mitarbeiter eines halbstaatlichen Unternehmens streiken. Nichts gegen die Lokführer. Aber ihre Forderung nach 30 Prozent mehr Gehalt ist unrealistisch.'

    Opfer falscher Bahn-Auskünfte wurden am Morgen wohl einige Schüler. 'Wir wollten um 7.28 Uhr von Sonthofen nach Immenstadt fahren', erzählt eine Wirtschaftsschülerin. Kurz davor habe die Bahn durchgesagt, dass der Zug entfalle. Der nächste komme erst um halb neun. Darauf gingen viele Schüler wieder heim. 'Wir haben gewartet - und der Zug ist planmäßig um 7.28 Uhr gekommen', so das Mädchen. Die Bahnmitarbeiter selbst äußerten sich gestern nicht zum Streik ihrer Kollegen: 'Wir dürfen nichts sagen. Leider', so eine Mitarbeiterin.

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