Von Brigitte Horn Sonthofen Seiner rechtsradikalen Vergangenheit will er längst abgeschworen haben aber mit dem Saufen hat er nicht aufgehört. Und so brachte der junge Mann, als er vor einem Jahr ins Allgäu zog, nicht nur ein stattliches, von Gewaltdelikten geprägtes Vorstrafenregister mit, sondern auch sein mit gefährlicher Aggression gekoppeltes Alkoholproblem. Daran scheiterte der Ex-Skinhead jetzt in der neuen Heimat: Für einen Schlag mit dem Billardqueue verpasste Richterin Brigitte Gramatte-Dresse dem 23-Jährigen neun Monate Gefängnis. Als er vor zehn Jahren in den Westen übersiedelte, entdeckte der junge Dresdener bald seine Vorliebe für die rechten Szene und marschierte mit Bomberjacke, Naziemblemen und Springerstiefeln stramm bei gefährlichen Skinhead-Auftritten mit, terrorisierte, schlug und trat wildfremde Menschen. Bis ihm das Gericht 2000 bescheinigte, sich völlig mitleidlos und brutal aufgeführt zu haben, um sich in der Gruppe aufzuspielen was ihm nach fünf Verurteilungen zuvor schließlich eine Gesamtjugendstrafe von dreieinhalb Jahren einbrachte. Zwar nützte er im Knast die Chance, seine Lehre abzuschließen, aber nach der vorzeitigen Entlassung stürzte sich der Schreiner trotz einer Reststrafe auf Bewährung wieder in Alkoholexzesse. Eine siebenmonatige Entzugstherapie zeigte grade mal ein Vierteljahr Wirkung dann hing er erneut an der Flasche. Schon 2002, so versicherte der Angeklagte nun, habe er sich jedoch aus der Skinhead-Szene gelöst. Und als er vor einem Jahr ins Allgäu zog, hatte der Bewährungshelfer den Eindruck, sein Schützling, der sich sofort Arbeit suchte, sei drum bemüht, künftig ein geregeltes Leben zu führen. Das hielt allerdings nur bis zu einem Samstag im Januar an.
Da frönte der 23-Jährige seit vormittags in der Kneipe seiner Lieblingsbeschäftigung: Ich trinke nur am Wochenende, aber dann schon so 15 Bier bis ich halt voll bin. Und das war er dann am Abend wohl auch, als er in dem Lokal stur auf dem Billardtisch sitzen blieb, obwohl zwei Brüder spielen wollten. Es folgte eine riesengroße Schreierei und Schupferei, beschrieb einer der neun Zeugen die Szene. Schließlich kriegte der Dresdener einen Queue zu fassen und hieb damit gegen seine beiden Widersacher. Weil die sich aber geistesgegenwärtig duckten, traf der Stock einen völlig unbeteiligten Gast dahinter am Auge. Der 18-Jährige erlitt Schürfwunden und einen Bluterguss. Obwohl der Schläger weil ich wegen meiner Vorstrafen mit dem Schlimmsten gerechnet habe falsche Personalien und Handynummer hinterließ, konnte er später festgenommen werden. Der Staatsanwalt forderte für den mehrfachen Bewährungs-Versager und Alkoholiker elf Monate Freiheitsstrafe habe doch die Allgemeinheit einen Anspruch darauf, wenigstens in dieser Zeit vor dem gefährlichen Mann geschützt zu sein. Der Verteidiger fand zwar den Vorfall selbst nicht so dramatisch, sah aber wegen der Vorgeschichte seines Mandanten keine Möglichkeit zu einer weiteren Bewährungsstrafe und plädierte auf sieben Monate. Richterin Brigitte Gramatte-Dresse befand, dass der 23-Jährige seine Chancen gehabt hat eine vierte gibts nicht mehr und erkannte auf neun Monate Haft. Allerdings wird sich der junge Mann wohl wesentlich länger im Knast einrichten müssen denn er dürfte auch zwei noch offene Bewährungsstrafen von knapp zwei Jahren verwirkt haben. Massiven Ärger mit der Justiz könnte in Kürze außerdem ein 20-Jähriger bekommen, der in dem Prozess versucht hatte, den Angriff des Angeklagten als Herumfuchteln zu verharmlosen: Diesem Zeugen verlieh der Vertreter der Anklage das Prädikat Lügner des Tages.