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Ein schwerer Schlag für Wildpoldsried

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Ein schwerer Schlag für Wildpoldsried

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    Von Volker Geyer, Wildpoldsried - Die 70 Arbeiter und Angestellten der 'Bodo Hennig Puppenmöbel Gmb H' in Wildpoldsried bangen um ihre Arbeitsplätze. 'Die Stimmung ist gedrückt', beschreibt der Betriebsratsvorsitzende die Situation beim größten Arbeitgeber im Ort, der auch noch 70 Heimarbeiter unter Vertrag hat. Seit Anfang der Woche ist das 52 Jahre alte Unternehmen zahlungsunfähig. Das Amtsgericht hat eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet (siehe 'Allgäu Rundschau'). 'Wir hoffen zwar alle das Beste, aber die meisten Mitarbeiter rechnen bereits damit, dass die Firma nicht mehr auf die Beine kommt', sagt der Betriebsratsvorsitzende, der namentlich nicht genannt werden möchte. Schließlich herrsche bereits seit Mitte April in der Fertigung Kurzarbeit. Soweit will Florian Hennig, Sohn des 74-jährigen Geschäftsführers Bodo Hennig und Assistent der Geschäftsleitung nicht gehen. 'Wir haben noch niemand entlassen müssen und der Betrieb läuft vorerst weiter', betont der 35-Jährige. Freilich könne er noch nicht sagen, wie es um die Zukunft des Unternehmens bestellt ist. Zuerst müsse der vorläufige Insolvenzverwalter - ein Rechtsanwalt aus München - die verschiedenen Möglichkeiten abwägen. Allerdings schließt der Juniorchef einen Verkauf der Firma nicht von vornherein aus. 'Es wurden aber noch keine Verhandlungen geführt', versichert Florian Hennig. Dass die Arbeitsplätze in Wildpoldsried erhalten bleiben, daran ist Bürgermeister Arno Zengerle vor allem gelegen: 'Ich hoffe auf gute Arbeit des Insolvenzverwalters', sagt der Rathauschef und fügt hinzu: 'Das Ganze ist ein schwerer Schlag für Wildpoldsried.'

    'An Kindern vorbeiproduziert' Als Grund für die Misere des Puppenmöbel-Herstellers nennt Florian Hennig die 'allgemein schlechte Lage auf dem Spielzeugmarkt'. So sei der Umsatz seit einigen Jahren stetig nach unten gegangen. 1996 habe der Wildpoldsrieder Betrieb noch rund 14 Millionen Mark umgesetzt. Im vergangenen Jahr seien es schließlich nur noch 9,7 Millionen gewesen. Der Betriebsratsvorsitzende nennt außer der schwierigen Marktsituation aber noch einen anderen Grund für die sinkenden Verkaufszahlen: 'Wir haben zum Teil am Bedarf der Kinder vorbeiproduziert. Die Buben und Mädchen wollen heute anderes Spielzeug als früher.' Laut Florian Hennig werden nur 40 Prozent der Wildpoldsrieder Puppenmöbel 'für den Spielbereich' produziert. 60 Prozent seien für den 'Sammler-Markt' - also für Erwachsene bestimmt. Darüber hinaus habe die Firma, die bis nach Japan exportiert, heuer einen Kooperations-Vertrag mit einem Spielzeughersteller in Thailand abgeschlossen. Die Produktpalette soll um 'eine Spielserie im Niedrigpreis-Niveau' erweitert werden. 'Da befinden wir uns noch in der Anlaufphase', sagt der Juniorchef. Das Unternehmen ins Rollen brachte sein Vater 1950 mit sechs Mitarbeitern in Dietmannsried. Neben Käsekisten wurden damals bereits in kleiner Stückzahl Puppenmöbel produziert. Drei Jahre später zog die Firma nach Wildpoldsried um und spezialisierte sich auf Puppenhäuser. 1963 wurde eine Spielwarenfabrik mit Bürogebäude auf dem Badenberg errichtet. Die Zahl der Mitarbeiter war mittlerweile auf 25 und die der Heimarbeiter auf 40 angewachsen. Nach dem Anbau von drei Werkshallen (1972, 1979 und 1986) zog die Hennig Gmb H mit 100 Mitarbeitern (130 Heimarbeiter) 1997 in das neue Firmengebäude 'Am Riedbach'. Dessen Bau hatte binnen zwei Jahren rund 12,5 Millionen Mark verschlungen. 'Diese Belastung schieben wir heute noch vor uns her', so der Betriebsrat.

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