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Ein "Schlössli" zur Erbauung der Äbte

Geschichte

Ein "Schlössli" zur Erbauung der Äbte

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    Über 600 Jahre bestimmte das Kloster Irsee die Geschicke in seinem Umland mit. Zu seinen Gütern gehörte unter anderem das Schloss Bickenried, wo die Äbte Erholung suchten. Doch die Klostervorsteher ließen es sich auch am Bodensee gut gehen: 120 Jahre waren sie die Besitzer von Schloss Irsee im Konstanzer Nachbarort Kreuzlingen (Schweiz), das sie als Sommerresidenz nutzten. Und das kleine "Schlössli" steht noch heute, und zwar im Irseer Weg.

    Vor 25 Jahren "entdeckte" der Irseer Hans Ebner den Weg und das Gebäude, denn in Irsee waren weder der eine noch das andere bekannt. Doch der Irseer Heimatforscher Franz Abfalter interessierte sich für das Schloss und hat es heuer besucht: Zwar kannte er nur die Fotos von Ebner. Aber: "Es sieht noch genauso aus wie damals", so Abfalter.

    Bereits im frühen 17. Jahrhundert war in Kreuzlingen eine Filiale der Benediktiner aus Irsee: Etwa 1632 lagerten die Mönche nämlich ihren Klosterschatz an den Bodensee aus, um ihn vor den brandschatzenden Schweden im 30-jährigen Krieg zu schützen. Allerdings half das nicht, denn ein Jahr später plünderten die Schweden Konstanz und erbeuteten den Schatz im Wert von rund 100000 Gulden. 50 Jahre später baute der berühmte Baumeister Franz Beer den Irseern ein Schloss in Kreuzlingen.

    Der Architekt stammte aus Vorarlberg und gehörte der bekannten "Auer Zunft" an, die im gesamten mitteleuropäischen Raum Spuren hinterließ. Beer war Baumeister der Klöster Oberschönenfeld oder Salem, vieler Kirchen und Klosterkirchen, darunter auch der in Irsee (1699 bis 1703).

    Zuvor mühte sich der als 25-Jähriger zum Abt gewählte Ämilian Mayr (1677 bis 1692), das verschuldete Kloster Irsee zu sanieren. Das klappte auch, denn Mayr bereicherte es mit wertvollem Schmuck, kostbaren Schriften und zur 500-Jahr-Feier mit dem Schloss: 1682 baute Beer das Gebäude in Kreuzlingen, dass 1683 fertiggestellt wurde. Ohnehin war der spätere Ratsherr von Konstanz ein Gönner der Irseer Benediktiner. Doch deren Sommeraufenthalte im "Schlössli Irsee", wie die Einheimischen das Gebäude nannten, endeten mit der Säkularisierung 1803.

    Zunächst fiel das Haus an den Fürsten von Thurn und Taxis. Danach wechselt das Schloss häufig seinen Besitzer.

    Ein kurzes Intermezzo hatte dabei der Schriftsteller und Revolutionär Dr. August Wirth, der schon bei der deutschen Volksversammlung im Hambacher Schloss redete. Kaum hatte er 1842 das Haus Irsee gekauft, richtete er dort ein revolutionäres Zentrum ein. Zu dem Zeitpunkt war Wirth aus Deutschland verbannt, doch zur Revolution 1848 reiste er wieder zurück in seine Heimat - und starb als Mitglied der Nationalversammlung bei einer Rede in der Frankfurter Paulskirche. Bis dahin war Schloss Irsee ein Herrenhaus mit großem Garten, Ländereien, Nutzgebäuden und Volieren. 1901 verlor das Haus diesen Charakter und wurde Mietshaus, die Ländereien gingen ab. Doch 1969 kaufte es die Familie Baumann und ließ es 1981 für eine Million Schweizer Franken aufwendig sanieren.

    Abfalter durfte es bei seinem Besuch besichtigen: "Das Schloss ist wirklich toll. Nicht sehr pompös, aber ganz gediegen", beschreibt er es.

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