Schwangau (pas). - Gegen 12.30 Uhr begann am Samstag der letzte und reizvollste Teil des Alpabtriebs in Schwangau. Die Jungrinder von der Jägerhütte und von der Altenberger Alpe kehrten zurück. Dieses Schauspiel wurde von den Wochenend-Gästen als willkommene Zugabe zum Schlossbesuch wahrgenommen. Unter Regenschirmen beobachteten viele den Alpabtrieb am Fuße der Königsschlösser. Die Musikkapelle Schwangau verkürzte die Wartezeit zwischen den beiden Herden. Vor der Außenstelle der Schwangauer Tourist Information spielte sie - mit viel Beifall bedacht - auf. Zuerst eine Enttäuschung für manche Fotografen, die mit Blumen geschmückte Rinder knipsen wollten: Einige Unfälle im vergangenen Alpsommer führte zu Verlusten unter den Jungrindern. Die Tradition verlangt es, dass dann jeder Blumenschmuck an den heimkehrenden Schumpen unterbleibt. Die erste Herde, die der Horner Milchbauern, folgte bei der Außenstelle der Tourist Information Schwangau der Abzweigung nach Füssen und zog weiter in den Schwanseepark. Die nachfolgende Herde der Schwangauer Milchbauern wurde am Gymnasium vorbeigeführt und gelangte an der Pöllat entlang, über das Schützenhaus in das Weidegelände der Alpe Reith
Viele Stunden Arbeit Die Jägerhütte und die Altenberger Alp liegen hoch über und weit hinter dem Schloss Neuschwanstein. Die rund 120 Tiere von der Jägerhütte und die fast 90 Schumpen von der Altenberger Alp zu versammeln und sie möglichst dicht nacheinander den Weg über das Schloss hinunter nach Hohenschwangau zu treiben, dauert stundenlang. Bereits gegen acht Uhr morgens fuhren die vielen Helfer beim Alpabtrieb hinauf in die Berge. Beim Zusammenführen der zwei Herden entstehen immer Zeitabstände, die allerdings nicht zu groß werden sollen. Denn den Ort Hohenschwangau und die angrenzenden Verbindungsstraßen mit ihrem starken Schlossverkehr können Polizei und Feuerwehr nicht zu lange sperren. Nachdem die Horner Schumpen in das Gatter am Scheidplatz im Schwanseepark getrieben waren, gab es für die Helfer beim Alpabtrieb beim Bauhof am Schwanseeparkplatz die verdiente Brotzeit. Auch alle Zuschauer waren dazu herzlich willkommen. Die Musikkapelle kam nach Abschluss ihres Platzkonzertes vor der Außenstelle der Tourist Information in Hohenschwangau nach und spielte beim Bauhof auf. Die Herde der Bauern aus Schwangau-Dorf durfte sich auf den umzäunten Weiden der Reith-Alpe erholen. Die Hirten und Helfer versammelten sich in der beheizten Hütte, wo sie mit Wienerle und Getränken versorgt wurden. Angenehm für die Treiber, die von starken Schneefällen knapp oberhalb der Altenberger Alp berichteten. Thomas Velle, der Alpmeister der Reith-Alpe billigte, dass an diesem bäuerlichen Brauchtumstag sein Alphirte von der Reith-Alpe wenigstens eine Kuh und ihre beiden Kälber als Kranzrinder schmückte. Denn diese Bergweide nahe der Tegelbergbahn, die immerhin rund 90 weitere Schumpen beherbergte, verzeichnete ein unfallfreies Alpjahr. Auch von den anderen Schwangauer Alpen erfolgte der Alpabtrieb. So brachten die Milchbauern aus Schwangau-Brunnen rund 60 Schumpen vom Mühlberger Älpele zurück. Für zwölf Rinder und sechs Rösser, die auf der 'Mühlberger Viehwoad', am Westufer des Bannwaldsees, grasen, gibt es ebenso keinen Alpabtrieb wie für die Schumpen von der Reith-Alpe. Alle Tiere dort werden im Verlauf der kommenden Wochen zurück in die Ställe gebracht. Deshalb ist die Reith-Alpe auch noch bis Mitte Oktober bewirtschaftet.