Früher war es für die Organisatoren eine klare Sache: Jugendliche unter 18 Jahren geben ihren Ausweis ab, wenn sie eine Party besuchen wollen. Den mussten sie um Mitternacht abholen – damit war sichergestellt, dass Minderjährige rechtzeitig das Fest verlassen. Mit dem neuen Personalausweis ist das nicht mehr erlaubt – wegen des Datenchips. Als Antwort darauf ist ein neuer Party-Pass entwickelt worden, der jetzt ausführlich den Bürgermeistern aus dem Kreis Lindau vorstellt worden ist.
Der neue Personalausweis im Scheckkartenformat, den es seit November 2010 gibt, enthält einen Chip, auf dem neben wichtigen Daten auch ein digitales Foto und eventuell sogar der Fingerabdruck des Besitzers gespeichert sind. 'Den Ausweis irgendwo abzugeben, ist ein Rechtsverstoß', zitierte der Sigmaringer Polizeivertreter Martin Klawitter eine Aussage des baden-württembergischen Innenministeriums.
Er ist einer der Initiatoren des 'Netzwerks neue Festkultur'. Und dessen Verantwortliche griffen eine Idee des Stadtjugendrings Laupheim auf: den Party-Pass. Den könne jeder Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren im Internet mit seinem Namen und Foto versehen und ausdrucken.
Am Eingang von Party oder Fest werden die Daten mit dem echten Personalausweis verglichen, der Party-Pass dann einbehalten. Wer keine 18 Jahre alt ist, muss diesen bis Mitternacht wieder abgeholt haben. Funktioniert das nicht, geht der Party-Pass ins Rathaus – und die Gemeindeverwaltung informiert dann die Eltern über den Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz. Wie das im Detail abläuft, ob per Brief oder persönliches Erscheinen von Vater oder Mutter, ob kostenpflichtig oder nicht, das könne jede Kommune selbst regeln. Es sind nach den Erfahrungen der Initiatoren aber nur ganz wenige Ausweise, die liegen bleiben: 'Zwischen zwei und vier Prozent', sagte Klawitter.
Das sollte auch die Sorgen so manches Bürgermeisters aus dem Kreis Lindau entkräften: Die befürchten, dass der Party-Pass für mehr Arbeit in den Rathäusern sorgen könnte.
Grundsätzlich seien er und seine Kollegen durchaus offen für diese Idee, so der Scheidegger Bürgermeister Ulrich Pfanner als Vorsitzender des Lindauer Kreisverbands des bayerischen Gemeindetags. Doch ganz so schnell wie Landratsamtsjurist Tobias Walch wollten die Bürgermeister den Startschuss für den Party-Pass noch nicht abgeben. 'Es wird eine gewisse Übergangszeit brauchen', glaubt Pfanner.
Zumal auch Lösungen gefunden werden müssten für Ereignisse, wie das Sigmarszeller Heiberfest, 'bei dem fast die Hälfte der jungen Leute aus Vorarlberg sind', wie Bürgermeister Walter Matzner schilderte.
Während der Lindenberger Bürgermeister Johann Zeh das Thema vor allem mit den Rathausmitarbeitern abgesprochen sehen möchte, hält sein Heimenkircher Kollege Markus Reichart auch Gespräche mit den Vereinsvorsitzenden für wichtig. Denn die organisierten die meisten Feste. Der Gestratzer Bürgermeister Johannes Buhmann hält den Party-Pass aber für eine gute Idee: 'Wenn wir die unter 18-Jährigen ausklammern, das wäre der schlechteste Weg.' Schließlich seien viele Vereine auf die Hilfe von älteren Jugendlichen angewiesen.