Von Philomena Willer Schwangau Wenn auch heute sein 80. Geburtstag ist, am Nachmittag hat Hermann Leeb keine Zeit. 'Die Führung in der Colomanskirche, die lass ich nicht sausen', sagt er. Denn mit der Geschichte der Kirche und der Verehrung des Heiligen befasst er sich seit Jahrzehnten. Um die Gäste wird sich solange sein Sohn Tosso kümmern. Der Universitätsprofessor reist mit seiner Frau und den beiden Enkeln aus Bern an.
Hermann Leeb, der ehemalige Bürgermeister der Schlössergemeinde Schwangau, Sohn des späteren Generalfeldmarschalls Wilhelm Ritter von Leeb, ist zwar in Nürnberg geboren, in Kassel und München zur Schule gegangen, doch von Kindheit an verbrachte er alle Ferien bei den Großeltern in Hohenschwangau. 'Hier ist meine eigentliche Heimat', meint er.
Wie viele Buben seines Jahrgangs wurde Leeb mit 15 von der Schulbank weg als Luftwaffenhelfer, dann als Kanonier eingesetzt. Nach dem Krieg erwarb er in Dillingen die Zugangsberechtigung zum Studium. Zur Zulassung an der Universität München gehörte 1948 auch die Arbeit im Bautrupp. Sein Doppelstudium in Jura und Betriebswirtschaft schloss er als jahrgangsbester Diplomkaufmann ab. 1952 begann die berufliche Laufbahn als Direktionssekretär bei den Hanfwerken Füssen. Im selben Jahr heirateten Hermann Leeb und Edith, geborene Müller. Bei der Trauung wurde die von ihm komponierte Messe aufgeführt - in 50 Organistenjahren pflegte er seine musikalische Begabung. 1966 entschloss er sich, als stellvertretendes Vorstandsmitglied der Hanfwerke auszuscheiden und freiberuflich als Rechtsbeistand zu wirken. Er bearbeitete unter anderem die historische 'Schwangauer Waldteilung' und Schaffung der Waldkörperschaft.
Im selben Jahr 1966 wurde er zum ehrenamtlichen Bürgermeister von Schwangau gewählt. In die Amtszeit bis 1972 fielen eine Reihe von Baumaßnahmen auch im Zusammenhang mit dem Bau der Tegelbergbahn, deren Generalbevollmächtigter er wurde. Sehr glücklich ist Hermann Leeb, dass ein 'Lieblingskind', die Schlosskonzerte auf Neuschwanstein, so gut gediehen ist. Der langjährige Zweite Vorsitzender des Schwäbischen Bezirksverbands der Freien Wähler war bis 1990 Mitglied des Kreistags. Er war es damals, der den Namen Ostallgäu für den neuen Landkreis vorschlug. Von 1984 bis 90 stellte er sich nochmals als Gemeinderat zur Verfügung.
Auf allen heimischen Gipfeln
Der Bergsteiger Leeb, Ehrenmitglied der Alpenvereinssektion Füssen, erreichte in der DAV-Hauptversammlung die Ausweisung des Ammergebirges als Naturschutzgebiet. Die heimischen Berge hat er mit seiner 1994 verstorbenen Frau alle bestiegen, 'die Dreitausender zähle ich gar nicht', sagt er. Fünftausender kamen in Ostafrika und Nepal dazu. Dass die Wanderwege einheitlich beschildert wurden und er Wanderführer der Region herausgab, war sozusagen eine selbstverständliche Folge.
Wichtig ist ihm, der sich bis heute für kirchliche Belange vor Ort einsetzt und häufig als Stifter hervortrat, seine Tätigkeit in der Kirchenverwaltung und als Kirchenpfleger. Der Bau des Kindergartens St. Tosso in Schwangau fiel in diese Zeit eben so wie die Renovierung der Pfarrkirche.
Wer Hermann Leeb besucht, kommt nicht an den Uhren vorbei: Wie so vieles im Leben hat er sich auch das Uhrmacherhandwerk selbst beigebracht, allerdings, 'für winzige Damenuhren ist die Hand nicht mehr ruhig genug'. Einen Hundertjährigen gebe es in der Verwandtschaft, meint er. Es dem gleichzutun, scheint bei den vielen Interessen des Jubilars durchaus möglich.