Mit flinken Fingern alleine ist kein Stockerlplatz zu erreichen bei der deutschen Meisterschaft im Melken. Der Jungbauer muss auch sensibel mit den Milchkühen umgehen, ihre Eutergesundheit beurteilen und einen Fragenkatalog übers Melken und die Tierhaltung korrekt beantworten. Feinfühlig, zielstrebig und konzentriert hat sich Wolfgang Immler aus Leutenhofen (Gemeinde Waltenhofen) beim Bundeswettbewerb in Almesbach einen dritten Platz erkämpft.
Warum ist der 19-Jährige so geschickt beim Melken. "I machs einfach gern," sagt der Oberallgäuer, der schon als Bub die Stallarbeit mit Vater Johann am Bauernhof in Leutenhofen genossen hat. Heute ist Wolfgang Immler Azubi im dritten Lehrjahr am Spitalhof in Kempten (Ausbildungsstätte des milchwirtschaftlichen Vereins Allgäu-Schwaben). Und weil sich der angehende Landwirt bei den Melkkursen, die zur Ausbildung gehören, so geschickt angestellt hat, durfte er am Wettbewerb der Azubis teilnehmen. Nach einem ersten Platz im Regionalentscheid, landete er sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene auf Platz drei. "An weng a Nervosität ghört scho dazu", gibt der junge Mann freimütig zu. Aber das sporne ihn eher an. Das sei auch in der Schule schon so gewesen.
Die mittlere Reife an der Wirtschaftsschule legte er mit einem Notendurchschnitt von 1,5 ab. Bei der Zwischenprüfung der angehenden Landwirte in Kempten war er der Beste mit 1,6. "Aber des zählt net", wendet Immler ein, "da lernt ja niemand drauf." Weil ihm das Lernen so leicht fällt, will er auf die Lehre die Fortbildung zum Meister setzen und vielleicht später ein Studium draufsatteln.
Wolfgang Immler hat schon als Bimpf davon geträumt, den Hof des Vaters einmal zu leiten. Als Jüngstes von drei Kindern - und einziger Bub - hat er die Weite des Grundstücks genossen - und die Gesellschaft der Eltern. "Du kriagsch halt mit, was Mutter und Vater so den ganzen Tag arbeiten." Auf dem Traktor mitfahren, das war für den Dreikäsehoch früher das Höchste. Und so mancher Kumpel hat den Bauernsohn beneidet, als er mit 16 Jahren schon den T-Führerschein in der Tasche hatte. Damit durfte er Vaters Schlepper fahren.
Der eigene Herr sein
Gedrängt haben ihn seine Eltern nie, den Hof einmal zu übernehmen. Der Bub wollte Bauer werden. "Da bisch du dein eigener Herr," urteilt der junge Mann und fügt an. "Den ganzen Tag am PC im Büro hocken, fänd i ganz schrecklich." Freilich sorge ihn der derzeit schlechte Milchpreis, aber er ist auch davon überzeugt: "Wenns Management im Stall stimmt, passts au mit dem Einkommen." Die Ausbildung am Spitalhof gebe ihm eine solide Grundlage. Später einmal möchte er in einen Laufstall am elterlichen Hof investieren.
Die Arbeit mit der Kuh, das Melken, Füttern und Sorgen um die Tiere, gefällt ihm. Und freilich hat am Hof der Immlers in Leutenhofen jede Kuh ihren Namen. "Es isch erwiesen, dass Kühe mit Namen mehr Milch geben, als die, die nur a Nummer haben," weiß Wolfgang Immler. Immerhin 60 Liter pro Tag geben Spitzentiere. Und freilich habe man seine Lieblinge. Die würden sich dann schon mal mit dem Kopf anschmiegen. Und wenns die Zeit erlaubt, dann gebe es auch für Alma oder Sofie ein sanftes Kopfkraulen, in diesem Fall mit nicht allzu flinken Fingern