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Ein Markt ist in Bayern noch etwas Besonderes

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Ein Markt ist in Bayern noch etwas Besonderes

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    Unterallgäu (hlz). - In früheren Jahrhunderten gab es die Bezeichnung 'Markt' für bestimmte Gemeinden in ganz Deutschland. Mittlerweile ist sie zu einer bayerischen Spezialität geworden. Gemeinden, die sich 'Markt' nennen dürfen, können stolz darauf sein. Im Unterallgäu sind es zwölf Kommunen. Wer in alten Geschichtsbüchern liest oder etwas über frühere Herrschaftsverhältnisse erforscht, stößt immer wieder auf die Formulierung: 'in den Dörfern, Märkten und Städten'. Für manche Zeitgenossen, besonders wenn sie nicht aus Bayern stammen, ist der Namenszusatz 'Markt' ziemlich unverständlich. Dabei hat er sehr wohl eine historische und auch aktuelle Bedeutung. Da im frühen Mittelalter das Land von zahlreichen Landesherren, Adelsgeschlechtern oder Königen beherrscht wurde, schufen diese für ihre Orte bestimmte Privilegien und auch Pflichten. Dazu gehörten die Gerichtsbarkeit oder die Steuerhoheit bei Städten. Wichtig war auch das Recht, Märkte abhalten und sich dann 'Markt' nennen zu dürfen. Etwas größere Marktgemeinden wurden zudem als 'Marktflecken' bezeichnet. Diese Gemeinden hatten dann stadtähnliche Rechte. Nachdem diese Rechte heute anderweitig geregelt sind, haben die Bezeichnungen 'Markt' oder 'Flecken' faktisch keine besondere inhaltliche Bedeutung mehr.

    Auf Antrag noch heute möglich Nach wie vor gibt es den 'Markt' im Freistaat Bayern, in Österreich und in Südtirol. In Bayern führen viele Gemeinden mit alten Marktrechten diese Bezeichnung. Laut bayerischer Gemeindeordnung können größere kreisangehörige Gemeinden auf Antrag auch heute noch von der Staatsregierung offiziell zu 'Marktgemeinden' erklärt werden. Die Gemeindeordnung schreibt hier vor: 'Die Bezeichnung Stadt oder Markt darf nur an Gemeinden verliehen werden, die nach Einwohnerzahl, Siedlungsform und wirtschaftlichen Verhältnissen der Bezeichnung entsprechen.' Da die meisten alten Marktgemeinden solche Kriterien mehr oder weniger auch heute noch erfüllen, kann man die Marktgemeinden in Bayern quasi zwischen den Städten und den sonstigen Gemeinden einstufen. Sowohl in Österreich als auch in Bayern findet man viele Orte, bei denen der Begriff 'Markt' offizieller Bestandteil des Gemeindenamens ist, wie bei Markt Wald, Markt Rettenbach oder Marktoberdorf. Trotzdem ist der 'Markt' heute ein Titel ohne Recht und ohne praktische Bedeutung. Wenn eine Gemeinde einen Markt abhalten will, gelten andere Kriterien. Allerdings finden viele Jahrmärkte in unseren Marktorten immer noch entsprechend alter Privilegien statt. Und auch wenn der Titel Marktgemeinde keine rechtliche Bedeutung mehr hat, so ist er doch ein attraktives Schmuckwerk für das Standortmarketing. Der 'Markt' hat in Bayern mit seinem ausgeprägten Gefühl für Tradition immer noch einen besonderen Klang. Jedenfalls wird es kaum eine selbstbewusste Marktgemeinde geben, die sich als 'Dorf' bezeichnet oder sich so bezeichnen lässt. So gibt es hier auch die 'Markträte', die Marktstraße, den Marktplatz oder den Marktbrunnen. Den Titel 'Markt' dürfen im Unterallgäu lediglich zwölf der insgesamt 52 Gemeinden tragen: Babenhausen, Bad Grönenbach, Dirlewang, Erkheim, Kirchheim, Legau, Markt Rettenbach, Markt Wald, Ottobeuren, Pfaffenhausen, Türkheim und Tussenhausen. Dazu gibt es die zwei kreisangehörigen Städte Mindelheim und Bad Wörishofen. Ettringen zum Beispiel, das mit seinen mittlerweile rund 3400 Einwohnern größer ist als manche Marktgemeinde, gilt nach wie vor als 'sonstige Gemeinde', also als 'Dorf'.

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