"Einst gehörte er der Heimat und dem Vaterlande, heute gehört er der Welt". Diese überschwänglichen Worte der Anerkennung erhielt der akademische Maler Professor Gustav Brauner von keinem Geringeren, als dem bekannten Böhmerwalddichter und Wahl-Memminger Sepp Skalitzky. Wer war dieser Maler aus dem Altvatergebiet im Sudetenland, dessen Bilder einst so gefragt waren, dass sie sogar als Postkarten rund um die Welt gingen? Eine Ausstellung im Heimatmuseum Freudenthal/Altvater im Stadtmuseum rückt den längst vergessenen Künstler, der seine letzten Lebensjahre in Memmingen verbrachte, jetzt wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Als Sohn eines Freihofbesitzers kommt Gustav Brauner 1880 in Tillendorf (Sudetenland) zur Welt. Nach einem Bautechnikstudium wird er in Wien an der Akademie der Bildenden Künste aufgenommen - und erhält dort sogar einen Aktpreis. Es folgen Jahre als Kunsterzieher in Budweis, Studienreisen - und seine erste Schaffensperiode mit Landschaftsmotiven des Böhmerwaldes, für die er auch ausgezeichnet wird (siehe auch Infokasten). Seine Bilder werden als Dreifarben-Künstlerpostkarten aufgelegt und tragen den Namen Brauner in alle Welt.
Dann trifft Brauner der erste Schicksalsschlag: Die deutschen Schulen werden aufgelöst. Er beschließt, freischaffender Künstler zu werden und zieht mit seiner Frau Anna Radoch nach Mährisch-Neustadt. Hier entstehen seine bekannten Heimatbilder. Bei einer Ausstellung in Freudenthal werden von 56 Bildern 42 verkauft.
"Wer nur ein bisschen Liebe zur schönen Kunst hatte, wollte ein Brauner-Bild besitzen", sagt der Leiter des Stadtmuseums Freudenthal, Erwin Weiser später.
Die Russen zwingen Brauner, Parteigrößen zu malen
Nach dem Krieg zwingen die Russen Brauner zunächst, in der Tschechoslowakei zu bleiben. In ihrem Auftrag muss er Porträts sowjetischer Staatsmänner, Heerführer und Parteigrößen malen, die dann als Geschenk der Roten Armee nach Moskau gehen. Jetzt schlägt das Schicksal erneut zu: 1946 muss er seine geliebte Heimat verlassen. Über 200 Bilder bleiben zurück, darunter das einzige Selbstporträt, das er gemalt hat. Er geht nach Spanien zu seiner Tochter. Eine neue, wieder erfolgreiche Schaffensperiode beginnt, seine "Wiener Malweise" wird von den Spaniern begeistert aufgenommen.
Aber noch einmal wird er seine Koffer packen: Als die Tochter aus beruflichen Gründen nach Amerika geht, zieht es ihn zu seinen ehemaligen Landsleuten der Altvaterheimat. Er übersiedelt 1955 nach Memmingen, wo ihn eine starke Seelengemeinschaft mit dem Böhmerwalddichter Sepp Skalitzky verbindet. Doch sein Augenlicht lässt nach, er weiß bald, dass er nie mehr malen wird. Hochbetagt und fast erblindet stirbt er 1966, auf dem Waldfriedhof findet er seine letzte Ruhe. Zurück bleiben seine Werke, in denen er vom ersten bis zum letzten Strich seinem Stil treu blieb. Ohne Zugeständnisse an den jeweiligen Kunstgeschmack, ohne Schielen nach billigem Erfolg hat es der beharrliche Impressionist verdient, ein Lyriker des Pinsels genannt zu werden.
Dauer Die Sonderausstellung ist bis zum 31. Oktober im Heimatmuseum Freudenthal/Altvater im Memminger Stadtmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 bis 16 Uhr.