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Ein Leben mit manchen Tiefen, aber viel Glück

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Ein Leben mit manchen Tiefen, aber viel Glück

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    Franz Deubele malt mit Worten und Pinselstrich Von Veronika Krull Kranzegg. Was macht ein kleiner Bergbauernbub, wenn seine Geschwister in der Schule und die Eltern auf dem Feld sind? Er kann sich langweilen, er kann aber auch anfangen zu zeichnen und zu malen. So wie Franz Deubele vor rund 70 Jahren, als er auf einem über hundert Jahre alten Einödhof oberhalb von Kranzegg aufwuchs. Seine Liebe zum Pinsel, aber auch sein Blick fürs Detail hat er sich bis heute erhalten. Das zeigt sein Buch Trotz allem Glück gehabt, in dem der Kranzegger Erinnerungen, aber auch Bilder aus seinem Leben zusammengetragen hat. Als Sohn eines Einödbauern hatte Franz Deubele nicht viel zu lachen. Viel Arbeit und wenig Brot das musste der kleine Franz schon im Kindesalter erfahren. Doch war auch immer das Glück an seiner Seite - zum Beispiel in der Gestalt seines Paten, des Pfarrers Franz Deubele. Er unterstützte die Familie, als der Vater nach einem Unfall monatelang im Krankenhaus lag, und hatte auch, wenn es uns ganz dreckig ging, fürs Fränzle immer eine Mark übrig. Spielsachen, so erinnert sich Deubele, gab es nie. Da musste dann schon mal der Hausrat herhalten, um die Phantasie von Franz und seiner beiden älteren Schwestern zu beflügeln. So wurde etwa die Küchenbank in ein Auto verwandelt, das in der sechs Meter langen Küche sehr zum Ärger der Mutter - hin- und hergeschoben wurde. Zum Anziehen gab es selten etwas Neues: Die Schuhe, die meinen Schwestern zu klein wurden, musste ich abtragen. Wobei Schuhe als Luxus galten sie wurden nur winters getragen.

    Von Mai bis November nämlich liefen die Kinder barfuß.1933 wurde Franz eingeschult. Sieben Klassen gabs in der Schule, schreibt Deubele, freilich nur einen Lehrer und natürlich auch nur ein Klassenzimmer. Aber die Klassen waren ja überschaubar: Mit dem Franz gehörten noch fünf weitere Kinder seiner Jahrgangsstufe an. Die Hausaufgaben wurden unterwegs erledigt daheim musste der Bub aufs Feld. Entbehrungsreiche Kindheit Franz Deubele versteht es, mit seinen anschaulichen Schilderungen den Leser in seinen Bann zu ziehen. Wer einmal angefangen hat zu lesen, legt das Büchlein so schnell nicht wieder aus der Hand. Und so präzise, wie er seine entbehrungsreiche Kindheit beschreibt, so detailreich schildert er auch seine Militärzeit und die schwierigen Jahre nach dem Krieg. Deubele renovierte das Bergbauernhaus und konnte schon bald ein Gästezimmer anbieten für stolze 3,50 Mark pro Nacht inklusive Frühstück!Später baute Deubele gemeinsam mit seiner Frau Traudl den elterlichen Hof zu einem Gästehaus mit 25 Betten um. Zu dieser Zeit war der Kranzegger auch schon als Skilehrer aktiv. Er engagierte sich außerdem im örtlichen Trachtenverein und war dort 22 Jahre lang Vorsitzender. Heute sagt Deubele, der erst nach seinem 70. Geburtstag mit seinen Aufzeichnungen begann: Mein Leben mit allen Höhen und Tiefen ich würde es wieder annehmen. Nur derjenige kann sich an allem Schönen erfreuen, der auch Schweres ertragen hat. Trotz alledem Glück gehabt (124 Seiten, 24,80 DM) ist zu beziehen über Franz Deubele, Rettenberg, Telefon 08327/619 oder das Verkehrsamt Rettenberg.

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