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Ein Leben lang für die Welt beten

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Ein Leben lang für die Welt beten

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    Von Michael Dumler Wiggensbach/Koblenz - Manchmal braucht man im Leben zwei An-läufe, um dorthin zu gelangen, wo man hin-wollte: Sigrid Tschugg ist es so ergangen. Heute lebt die Wiggensbacherin bei den Klarissen-Kapuzinerinnen im Kloster Bethlehem in Koblenz-Pfaffendorf. Schwester Benedicta heißt sie jetzt und gelobte unlängst bei ihrer Ewigen Profess ein Leben im Kloster zu führen - in Gehorsam, Armut, Keuschheit und Klausur (Abgeschiedenheit). 'Es war ein schönes Fest, auch weil meine Eltern und Freunde aus Wiggensbach gekommen waren', erzählt die 38-Jährige. Es war ein weiter Weg: Bereits 1994 trat Sigrid Tschugg als damals 26-Jährige ins Kloster Bethlehem ein, doch sechs Jahre später verließ sie es wieder. 'Ich denke, mir fehlte damals die menschliche und spirituelle Reife', erzählt sie. Sie habe Probleme gehabt, das abgeschiedene Leben hinter den Klostermauern zu akzeptieren. 'Ich konnte die gelebte Armut, dieses Leben in einer Extremsituation noch nicht bejahen.' Heute kann sie es. Für ihre Eltern, ihre beiden Schwestern und ihren Bruder war 'Siggis' Entschluss ins Kloster zu gehen ein Schock, räumt sie ein. 'Für die Menschen, die einem nahe stehen, ist das ein massiver Einschnitt, es hat etwas von Sterben an sich.'Sigrid Tschugg war gerade mal 21 Jahre alt, da begann sie sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, in ein Kloster zu gehen. Die Begegnung mit gläubigen Menschen, der sonntägliche Kirchgang und das Beten bestärkten die gelernte Verwaltungsfachangestellte in den kommenden fünf Jahren in ihrem Vorsatz. Mehrere Klöster schaute sie sich an. Doch als sie 1994 die Anbetungskapelle in Kloster Bethlehem betrat, war sie überwältigt und sagte sich: 'Hier trete ich ein.' Nach sechs Jahren kehrte sie freilich wieder nach Wiggensbach zurück und arbeitete hier über drei Jahre in der Verwaltung der Seniorenanlage Kapellengarten. Doch dann, im Jahr 2004, zog es sie endgültig ins Kloster Bethlehem zurück. 'Die Mischung zwischen Menschsein und Frömmigkeit stimmt für mich hier', sagt sie. Weltflucht? 'Nein', betont die 38-Jährige. 'Aber ich denke, dass ich von Gott für ein kontemplatives Leben berufen wurde.

    ' Der Tages- und Nachtablauf werde im Kloster vom Gebet bestimmt. 'Das ist unsere Hauptaufgabe.' Siebenmal am Tag versammeln sich die Schwestern wie viele andere auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit zum gemeinsamen Stundengebet. 'Beten ist für mich Eintauchen in die Gegenwart Gottes', sagt Schwester Benedicta. Zwischen den Gebeten gilt es für sie und ihre elf Mitschwestern (zwischen 34 und 93 Jahren) und vier Anwärterinnen (zwischen 27 und 56 Jahren) unter anderem EDV-Arbeiten, Küchenarbeiten und Pfortendienst zu erledigen oder Hostien zu backen. Eine Stunde am Tag und monatlich einen Tag haben die Schwestern innerhalb des Klosters zur freien Verfügung. Dann nimmt Schwester Benedicta gern ein Buch zur Hand oder hört klassische Musik bevorzugt von Heinrich Schütz. Besuche dürfen empfangen werden. Nach 'draußen' sind Telefonate oder E-Mails möglich. Den Papst-Besuch erlebte sie im Kloster. 'Ich hätte als bayerische Schwester unser Kloster vertreten können, aber ich habe mich dann doch für den Fernseher entschieden.' Kloster Bethlehem Gegründet wurde das Kloster Bethlehem in Koblenz-Pfaffendorf 1903 vom Kapuzinerinnenkloster in Mainz. Die Schwestern gehören dem franziskanischen Orden an (Franziskus von Assisi 1181/82-1226) und leben nach der Regel der heiligen Klara von Assisi (1194-1253). Aus einer Reformbewegung im 16. Jahrhundert gingen der Kapuzinerorden und als weiblicher Zweig der Orden der Klarissen-Kapuzinerinnen hervor. Beide verfolgen konsequentes Leben nach dem Evangelium in Armut, Einfachheit und intensivem Gebet. Die Schwestern leben verborgen in strenger Klausur. Rund um die Uhr beten sie für alle Menschen. Unter der Internet-Adresse www. klosterbethlehem. de können Interessierte ein Gebetsanliegen äußern. (mdu)

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