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Ein Kemptener Pfarrer auf einer 1-Euro-Münze

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Ein Kemptener Pfarrer auf einer 1-Euro-Münze

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    Ein Kemptener Pfarrer auf einer 1-Euro-Münze
    Ein Kemptener Pfarrer auf einer 1-Euro-Münze

    Von Ralf Lienert Kempten Ein Kemptener Pfarrer auf einer offiziellen 1-Euro-Münze? Was zunächst wie ein Scherz klingt, ist seit dem 1. Januar 2007 Wirklichkeit. Slowenien ehrt mit der Münze Primus Truber, der von 1553 bis 1561 an der St. Mangkirche wirkte und hier das gesamte Neue Testament in seine Heimatsprache übersetzte. Der Sohn eines armen Müllers war 1508 in Laibach geboren und gilt als Begründer der slowenischen Schriftsprache.

    Die denkwürdige historische Beziehung zwischen Kempten und Slowenien hängt mit der Reformation zusammen. Truber erfuhr seine Ausbildung in Rijeka und Salzburg, ehe er 1524 zu Bischof Pietro Buonuomo nach Triest ging. Dort kam er mit humanistischem Gedankengut in Kontakt, weiß die Kemptener Historikerin Birgit Kata. 1527 wechselte er als Pfarrer nach Unterkrain und schrieb sich bald in die Universität Wien ein.

    Truber näherte sich dem Protestantismus und gelangte 1553 von Rothenburg ob der Tauber in die Kemptener Altstadt. 'Er schwankte zwischen lutherischen und zwinglianischen Ansichten', weiß Stadtarchivar Dr. Franz-Rasso Böck. 'Rasch entwarf der Pfarrer eine Kirchenordnung, die mit den bisherigen zwinglianischen Formen brach, sich aber doch von den reicheren Formen der Nürnberger Lutheraner unterscheidet', ergänzt Kata. Für sie ist Truber noch heute einer der bedeutendsten Männer, die je in Kempten ein öffentliches Amt bekleidet haben: Er könne eine Kulturleistung vorweisen, die bis heute nachwirkt.

    'Durch seine Predigten gewann er die Herzen der Stadtväter und der übrigen Kemptener', schreibt sein Biograph Mirko Rupel. 1555 erscheint eine Übersetzung des Markusevangeliums 'Ta, Evengeli svetiga Mathevsha' und zwei Jahre später macht sich Truber an die Übersetzung des gesamten Neuen Testaments (Ta drugi dejl tiga noviga testamenta).

    Die religiösen Schriften, die in Kempten entstanden, machen ihn in seiner Heimat berühmt. 1558 schmiedete der Geistliche noch Pläne für eine kroatische Bibelübersetzung. Doch anonyme Verleumdungen beim Herzog von Württemberg wegen angeblicher Falschübersetzungen stoppten das Vorhaben.

    Auf Einladung der Krainer Landstände kehrt der 'Luther des Allgäus' 1561 zurück nach Laibach. Sein Nachfolger Christoph Schwarz urteilte 1595 über Truber: 'Ein frommer Mann hat streng gearbeitet, das Gotteswort in die windische Sprach gedolmetscht wurd, gab Reich Allmuesen, wie Er hier war.'

    Truber musste nach der Veröffentlichung einer slowenischen Kirchenordnung 1564 erneut flüchten. Unter dem Schutz von Herzog Christoph von Württemberg ließ er sich 1567 in Derendingen bei Tübingen nieder und wirkte dort bis zu seinem Tode 1586. Sein Grab in der St. Galluskirche wird häufig von slowenischen Gruppen besucht.

    Das literarische Werk von Primus Truber umfasst rund 30 Bücher. Etliche davon liegen noch heute in der Bücherei der St. Mangkirche. Derzeit ist ein Filmteam um Dr. Anton Strubelj auf der Suche nach Trubers Spuren in Kempten, die zu dessen 500. Geburtstag gezeigt werden sollen. Am Pfarrhof der St. Mangkirche erinnert eine Tafel an Truber und im evangelischen Gemeindezentrum ist ein Saal nach ihm benannt. Weitere Hinweise sucht man in Kempten derzeit vergebens.

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