Thomas Breckle aus Betzigau ist Servicemann der deutschen Ski-Langläuferinnen. Von unserem Redaktionsmitglied Klaus Schlösser Sulzberg/Betzigau Die Bronzemedaille der Deutschen Frauen-Langlauf-Staffel bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften voriges Jahr in der Ramsau hat dem Betzigauer Thomas Breckle ein unruhiges Leben beschert. Der 33jährige Allgäuer, ehemals selbst Kaderläufer, begleitet die Mannschaft in der neuen Saison als Service-Mann rund um die Welt. Sein 'feines Händchen' für Wachs und Belagstrukturen, das den Damen in der Ramsau zum Erfolg verhalf, soll den Athletinnen einen dauerhaften Platz an der Weltspitze sichern.
'Damals im B-Kader bin ich noch im klassischen Stil gelaufen. Da entwickelt man ein Gefühl für den Ski', erzählt Breckle, der als Aktiver - wie es früher üblich war - noch nicht von Serviceleuten betreut wurde, sondern seine Ski eigenhändig präparierte. Inzwischen hat Georg Zipfel den Allgäuer für den DSV zurückgewonnen, zunächst als Service-Mann für den Nachwuchs. 'Wir brauchen Leute, die noch nach dem alten System arbeiten', machte der Bundestrainer dem Betzigauer den neuen Job schmackhaft.
Das alte System bedeutet für Breckle, der in der Szene nur 'Snorre' heißt, eine Abkehr von der 'Wachs-Wissenschaft'. Fast wichtiger als das Tüfteln mit Fluor-Mischungen ist für den 33jährigen 'das Gefühl, mit welcher Struktur ein Ski bei bestimmten Verhältnissen gut läuft'. Damit meint Breckle die eingeschliffene Struktur in den Laufflächen, die den durch Reibung entstehenden Wasserfilm zwischen Ski und Schnee kanalisiert und den Sogeffekt verhindert.
Nachdem die Frauen-Mannschaft um Ramona Roth, Evi Sachenbacher und Sigrid Wille in der vorigen Saison gelegentlich unter 'Wachs-Problemen' zu leiden hatte, war Breckle zusammen mit seinem Rosenheimer Kollegen Bernd Raupach vom Nachwuchsbereich zum A-Kader befördert worden. Das 'Gefühl für den Ski' zeigte Wirkung. Die Damen waren begeistert. Seitdem gehören Breckle und Raupach als Serviceleute fest zur Mannschaft. Am 10. November bricht der Tross auf zum Trainingslager in Schweden, Ende November stehen die ersten Weltcup-Rennen auf dem Programm.
Maschinenschliff im Lkw
Zwischen den Rennen macht Breckle regelmäßig im Allgäu Station, und zwar in Sulzberg, wo sein ehemaliger Sportkamerad Charly Pult ein Service-Center für Ski betreibt. Dort steht die derzeit modernste Struktur-Schleifmaschine der führenden Herstellerfirma aus der Schweiz. 'Über ein weiteres Modell verfügen nur noch die Schweden, die damit in einem umgebauten Lkw von Rennen zu Rennen fahren', weiß Pult. Mit einer Chip-Karte für jede Läuferin werden bewährte Strukturen erstmals exakt reproduzierbar.
Im kommenden Winter wird 'Snorre' Breckle öfters mit einem Kombi voll Ski in Sulzberg vorbeischauen. Denn jede A-Kader-Läuferin hat zehn bis 15 Paar Ski für jede Schneeart und für alle Temperaturbereiche jeweils ein speziell präpariertes Paar. Hinzu kommen Testski, an denen Breckle sein 'feines Händchen' in Übung hält.