Von Martin Frei , Marktoberdorf/OStallgäu - Sein wahrscheinlich wichtigstes Weihnachtsgeschenk hat Christian Schreyer schon einige Tage vor Heiligabend abgegeben. Der 26-jährige Thalhofener wurde als Stammzellenspender für einen Leukämie-Kranken ausgewählt und ließ sich in Dresden die Zellen entnehmen, die dem Empfänger vielleicht das Leben retten können. Auf dem Weg der Besserung ist inzwischen Schreyers Freund Daniel Sappl. Der Blutkrebs des Marktoberdorfers konnte vor rund zwei Jahren ebenfalls durch eine Zellen-Transplantation zum Stillstand gebracht werden. Auch für die kleine Sarah aus Ruderatshofen wurde inzwischen ein passender Spender gefunden. Schreyer hatte sich wie rund 1400 andere bei einer großen Aktion Blut abnehmen lassen, die Sappls Verwandte und Freunde nach dessen Erkrankung im Dezember 2001 in Bertoldshofen organisiert hatten. Mit Hilfe der Blutprobe wurden die Merkmale seiner Stammzellen bestimmt (typisiert) und in die Deutsche Knochenmarkspender-Datei (DKMS) aufgenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Merkmale von Spender und Empfänger zusammenpassen, liegt je nach Krebsart zwischen eins zu 30000 und eins zu mehreren Millionen. Laut DKMS kann momentan nur für jeden vierten Leukämie-Patienten ein passender Spender gefunden werden. Schreyer ist bereits der siebte Teilnehmer an der Bertoldshofener Aktion, der als Spender ausgewählt wurde. Im August dieses Jahres gab es dann auch in Biessenhofen einen solchen Aktionstag, bei der sich über 2600 Menschen typisieren ließen. Damals war die Leukämie der kleinen Sarah aus Ruderatshofen Auslöser für die Typisierung. In beiden Fällen hatten die Blutkrebs-Patienten Glück: Für sie wurde über die DKMS, die mit weiteren Datenbanken auf der ganzen Welt vernetzt ist, jeweils ein Spender gefunden. Sappl erhielt im Januar 2001 eine Stammzellen-Transplantion, Sarah wurden vor wenigen Tagen die Spenderzellen eingepflanzt. Mit der Transplantation ist zwar der wichtigste Schritt zur Heilung der Leukämie getan. Bis die Patienten aber tatsächlich wieder einigermaßen gesund sind, können Monate und Jahre vergehen. So hatte Sappl in den vergangenen Monaten immer wieder mit Komplikationen und Beschwerden zu kämpfen. 'Durch die Behandlung und die Chemo-Therapie werden die Organe stark in Mitleidenschaft gezogen und das Abwehrsystem des Körpers funktioniert sehr eingeschränkt', so der 32-Jährige. Entsprechend musste er die erste Zeit nach der Transplantation auf der keimfreien Isolier-Station verbringen und noch immer schwinge beim Konzert-Besuch oder beim Einkaufen die Angst mit, sich eine Infektion zuzuziehen.
Chancen lagen bei 30 Prozent Inzwischen geht es dem jungen Mann aber wieder den Umständen entsprechend gut. 'Man sagt, dass man es normalerweise geschafft hat, wenn es zwei Jahre nach der Transplantation keinen Rückfall gibt. Und das wäre bei mir jetzt der Fall', ist Sappl, der in diesem Jahr seine Freundin Ingrid Buchbauer geheiratet hat, zuversichtlich. 'Die Ärzte haben damals knallhart gesagt, dass meine Überlebenschancen bei 30 Prozent liegen. Dafür fühle ich mich jetzt richtig gut.' 'Überhaupt kein Problem' sei dagegen die Spende von Stammzellen, so Christian Schreyer, der vor einigen Tagen mit seiner Frau Melanie auf Kosten der DKMS nach Dresden geflogen ist, um sich die lebensrettenden Zellen entnehmen zu lassen. Im Herbst hatte er erfahren, dass er unter Umständen als Spender in Frage kommt. Nach mehreren Voruntersuchungen und Gesprächen hat er sich selbst die entsprechenden Medikamente gespritzt, die das Stammzellenwachstum anregen. Bei einer dreistündigen Blutwäsche wurden diese dann aus dem Körper des 26-jährigen Kraftfahrers gefiltert und gleich darauf einem Leukämie-Patienten verabreicht. Für Schreyer und seine schwangere Frau sei es überhaupt keine Frage gewesen, ob er trotz der möglichen Risiken und Nebenwirkungen der Entnahme Stammzellen spendet. 'Ich habe mich im Vorfeld so gut beraten und informiert gefühlt, dass ich überhaupt keine Bedenken hatte', so Schreyer. Und tatsächlich habe er die Entnahme außergewöhnlich gut überstanden: 'Man hat während der Behandlung so etwas wie eine leichte Grippe. Aber nach ein paar Stunden Ruhe konnten wir schon wieder zusammen über den Dresdner Weihnachtsmarkt bummeln und sogar einen Glühwein trinken', berichtet Schreyer schmunzelnd. Nach einem weiteren Ruhetag ging er dann wieder normal zur Arbeit. 'Das war wirklich kein Problem. Und wenn man bedenkt, dass damit vielleicht der Empfänger geheilt werden kann, dann habe ich dieses Geschenk gerne gemacht und würde es auf jeden Fall wieder tun.' i Informationen zur Stammzellenspende und zur Spenderkartei gibt es im Internet unter www. dkms. de