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Ein ganzes Dorf wird zum Festplatz

Rot a. d. Rot

Ein ganzes Dorf wird zum Festplatz

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    Ein ganzes Dorf wird zum Festplatz
    Ein ganzes Dorf wird zum Festplatz Foto: simone schaupp

    Span um Span fällt. Immer deutlicher tritt das Grinsegesicht aus dem Klotz hervor. Prüfend blickt Rupert Willburger auf die gezeichnete Vorlage, während er die Konturen aus dem Holz herausarbeitet. Die Wand hinter dem Holzbildhauer zieren wilde Hexen- und Wolfsgesichter. "Für eine einfache Fasnetsmaske wie die", der 50-Jährige hebt das Gesicht vor ihm hoch, "brauche ich zwischen acht und zwölf Stunden". Bei Schwierigeren, etwa dem Wolf mit dolchartigen Zähnen, "dauert es so drei bis vier Tage, bis sie komplett fertig sind."

    Gerüche nach gebrannten Mandeln und gebratenem Fleisch vermischen sich in der Luft, über der Straße liegen die Klänge von Blasmusik und das Murmeln vorbeiziehender Besuchergruppen. Noch etwas ist charakteristisch beim 18. Dorffest in Rot an der Rot: die Geräusche der Handwerker, die den Besuchern traditionsreiche Techniken demonstrieren. Rupert Willburger aus Ellwangen etwa hält dem Fest seit Jahren die Treue. Wenige Schritte weiter zeigt sein Bruder Max, wie beim "Deichelbohren" ein Baumstamm zu einer Wasserleitung wird. Per Hand wird durch das Drehen eines Bohrers der Kern des Stammes ausgehöhlt, sodass er als Rohr dient. "Der Kontakt mit den Leuten macht Spaß", sagt der 49-jährige Zimmermann.

    Vielfältiges Programm

    Cathrin Pöhlmann ist mit ihren Freundinnen unterwegs: "Wir wollen zuerst was essen und uns dann gemütlich umschauen", sagt die 23-Jährige aus Amendingen. Positiv ist ihr die Vielfalt des Programms aufgefallen. So gibt es etwa ein historisches Freilichtspiel, verschiedene Darbietungen von Tanzgruppen und Blaskapellen, Bandauftritte sowie eine Oldtimerschau. "Es wird nie langweilig", sagt Cornelia Maritati. Die 50-Jährige lebt seit ihrer Geburt in Rot. Ihr gefällt nicht nur der Handwerkertag - auch der große Flohmarkt und der Umzug der historischen Gruppen samt Bauern mit altem landwirtschaftlichen Gerät und Tieren begeistern sie: "Die Idee, das ganze Dorf zu einem Festplatz zu machen, ist einfach toll." Eine Horde filigraner Tierchen bevölkert den Stand von Detlef Greiner-Perth. Gerade erschafft der Glasbläser ein neues Mitglied: eine Mini-Schildkröte.

    Vor seinem Gesicht flirrt die Luft vor Hitze: "Die Flamme des Gasbrenners hat eine Temperatur von fast 1000 Grad", erzählt er und setzt behutsam Beine und Kopf an den Schildkrötenpanzer: "Damit ist das Glas noch nicht flüssig, sondern gerade so zäh wie Honig und gut formbar." Seit mehr als zehn Jahren führt Greiner-Perth seinen Beruf beim Dorffest vor: "Es ist schön, altes Handwerk zu sehen und dazu noch in so gebündelter Form. Da mache ich gerne mit."

    Rund 700 Mitwirkende sind es laut Franz Bek, Vorsitzender des Dorffestausschusses, die am Samstag und Sonntag für das Gelingen der Veranstaltung sorgen. Am Ende, schätzt er, haben etwa 20000 Besucher den Weg nach Rot gefunden.

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