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Ein ganz neuer Andreas Hofer

Altusried

Ein ganz neuer Andreas Hofer

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    Ein ganz neuer Andreas Hofer
    Ein ganz neuer Andreas Hofer Foto: Ralf Lienert

    Am kommenden Wochenende soll das Wetter kühl und regnerisch werden. Was die meisten Menschen nicht weiter kümmert, bereitet vielen Altusriedern Sorgen. Am Samstag stellen sie auf der malerischen Freilichtbühne ihr Volksschauspiel 'Andreas Hofer' zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor. Da können sie alles brauchen, nur keinen Regen, wie Adrian Ramjoué sagt, der Kulturamtsleiter und begeisterte Schauspieler. Wenn der Tiroler Freiheitskämpfer Hofer und seine bäuerlichen Mitstreiter mit Heugabeln gegen die verhassten Bayern und Franzosen marschieren, wenn gestritten, geliebt, verraten und gestorben wird im schönen Tiroler Land, dann – bitteschön – soll auch das Wetter mitspielen. Altusried liegt – wieder einmal – im Theaterfieber. Alle paar Jahre bringt die Dorfgemeinschaft ein großes Freilichtspiel auf die Naturbühne am Rande des Oberallgäuer Dorfes. Diesmal ist es das Drama um den Wirt und Bauern Andreas Hofer, der vor genau 200 Jahren sein geliebtes Tirol von der Fremdherrschaft befreien wollte – und am Ende hingerichtet wurde. Für die Altusrieder eine Art Lieblingsstück. In ihrer langen Freilichtspiel-Geschichte haben sie es immer wieder aufgeführt. Doch diesmal wird ein etwas anderer Hofer als früher auftreten. Das liegt vor allem an Regisseur Thomas Bayer. Der 61-Jährige, der im Vorfeld intensiv in Innsbrucker und Südtiroler Archiven und Bibliotheken recherchierte, will Hofer nicht so sehr als zielstrebigen Helden zeigen. 'Für mich ist er ein Zweifler, ein Getriebener.' Um dieses historisch richtigere Bild von Hofer zu zeichnen und zugleich eine zeitgemäße Inszenierung auf die Bühne zu bringen, schrieb Bayer den Text völlig neu. Manch altgedienten Freilichtspieler hat das anfangs etwas irritiert. Inzwischen aber, so sagt Bayer, haben sich alle mit dieser Sichtweise angefreundet. Dass der Hofer-Stoff auch die Zuschauer im Jahr 2009 berührt, ist er sich sicher. 'Er wollte die Identität seines Volkes in einem Vielvölkerstaat bewahren und sich die Bräuche, die Kultur, die Eigenheiten nicht nehmen lassen', sagt Bayer. Das sei weltpolitisch hochaktuell. Verkörpern wird den Hofer der 42-jährige Roland Wintergerst, ein Erfahrener aus der Altusrieder Spielerschar. Ganz im Sinne seines Regisseurs will der gelernte Landwirt die Entwicklung vom beherzten Kämpfer zum gebrochenen Helden glaubwürdig darstellen. Vor über einem halben Jahr probten Wintergerst und Bayer erstmals. Inzwischen wird das rund dreistündige Stück fast jeden Abend komplett durchgespielt, damit die Premiere am Samstag klappt. Über 500 Altusrieder sind auf und hinter der Bühne aktiv – vom Kleinkind bis zum Greis. Regisseur Bayer setzt auf eine Mischung aus intimen, eindringlichen Szenen und großem Spektakel. Zwei Schlachten mit Schießereien und Explosionen – untermalt mit Blasmusik und Chorgesang – finden vor den Augen der Zuschauer statt. Zwei Dutzend Reiter preschen durch die Szenerie. Über 70 000 Besucher erwartet Bis Ende August wird Andreas Hofer 32 Mal für die Freiheit Tirols kämpfen und sterben. Insgesamt erwarten die Altusrieder über 70 000 Besucher. Sie werden dringend benötigtes Geld in die Kasse spülen. Denn die aufwendige, teure Tribüne mit ihren 2500 Sitzplätzen ist noch lange nicht abbezahlt. Im Durchschnitt werden bei jeder Aufführung rund 2000 Menschen in den Reihen sitzen. Im Gegensatz zu den Spielern auf der Bühne würde ihnen Regen nichts ausmachen – der Zuschauerraum ist komplett überdacht.

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