Kempten (kro). - 'Sanitäts-Haus Ferdinand Popp' stand in Großbuchstaben an der Front des Wohn- und Geschäftshauses geschrieben, das 1931 von Ferdinand und Helene Popp in der Fischerstraße 23, in Kempten eröffnet wurde. 'Zu dieser Zeit versorgte mein Großvater noch die Versehrten des Ersten Weltkrieges', weiß der heutige Inhaber Ferdinand A. Popp aus Erzählungen. Auch, dass der Opa Chirurgie-Mechaniker-Meister war und vor der Gründung des Familienunternehmens in Kempten als Werkstattleiter der Hessing-Klinik in Göggingen bei Augsburg arbeitete. Denn, blickt Popp in die Vergangenheit, bis zur Jahrhundertwende zwischen 1890 und 1910 wurden alle chirurgischen Instrumente nach Bedarf einzeln in den Werkstätten hergestellt. Erst ab 1925 begann die industrielle Fertigung.
Versehrten geholfen Als 1951 das Unternehmen an die zweite Generation, Liselotte und Alfred Popp überging, gründete Liselotte eine Filiale in Füssen. Alfred Popp und seine Frau Edeltraud führten das Stammhaus in Kempten. 'Und wieder waren es ehemalige Soldaten, die amputiert diesmal den Zweiten Weltkrieg überlebten und nun von meinem Vater mit Prothesen versorgt wurden,' erzählt Popp, der sich schon als Bub für die Werkstatt begeisterte. Acht Mitarbeiter zählten damals zum Familienunternehmen, das sich neben dem Prothesen-, Korsett- und Miederbau auch auf die Herstellung von Schuheinlagen spezialisiert hatte und sich im Laufe der Jahre stetig vergrößerte. Aus Platzgründen zog das Sanitätshaus 1974 an die Lindauer Straße/Ecke Fuchsbühlstraße, wo 1980 die dritte Generation die Leitung übernahm. Modernste Orthopädie- und Reha-Technik bestimmen heute den Alltag von Ferdinand A. Popp und Sohn Christian, der in der vierten Generation 1998 in das Unternehmen einstieg und 2005 die Bundesfachschule für Orthopädietechnik mit dem Meistertitel absolvierte. Er hat die Leitung der orthopädietechnischen Werkstatt übernommen, während Ferdinand Popps Frau Diana die Filiale in Füssen führt.'Unser Blick ist nicht auf Umsatzzahlen ausgerichtet, sondern auf den Menschen', sagt Ferdinand A. Popp zur Firmenphilosophie. Das bedeute in erster Linie 'täglich nach individuellen Lösungen suchen. Und wenn etwas erfunden werden muss, dann setzen wir uns hin und erfinden etwas.' Beispielsweise das Patent, mit dem sich Christian Popp in der Fachwelt bereits einen Namen gemacht habe: ein individuell auf den Patienten zugeschnittener Rollstuhlsitz. Stolz sei man aber auch auf die elektronischen Mess-Systeme für Fuß, Bein oder Rücken. Während in früherer Zeit die reine Handwerkskunst den Beruf bestimmte, stünden heute optimale Passform und Funktionalität im Mittelpunkt. In Zusammenarbeit mit der Wissenschaft stelle das Sanitätshaus Popp Hightech-Prothesen her. 'Während mein Urgroßvater in seiner Werkstatt an Einzelteilen gefeilt und gefräst hat, kann ich aus Tausenden von Produkten wählen', erklärt Christian Popp. Und auch nach 75 Jahren Firmengeschichte wollen Vater und Sohn mit ihrem 18-köpfigen Team weiter die Herausforderung annehmen, 'Menschen glücklich nach Hause schicken zu können'. i Sein 75-jähriges Bestehen feiert das Sanitätshaus Popp mit einer Aktionswoche, die morgen, Samstag, mit einem Tag der offenen Tür endet.