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Ein echter Fuchs, der Wolf

Kempten

Ein echter Fuchs, der Wolf

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    Ein echter Fuchs, der Wolf
    Ein echter Fuchs, der Wolf Foto: martina diemand

    Ein wenig, meint Günter Wolf, hat der Beruf wohl schon aufs Private abgefärbt. Öfter mal ertappt er sich dabei, dass er Bekannte beim Verlassen des Hauses darauf hinweist, die Tür doch nicht nur zuzuziehen, sondern abzusperren. Und: "Mein Umfeld behauptet, dass ich immer nur das Schlechte sehe", sagt der 59-Jährige. Kein Wunder: Schließlich hat Wolf neun Jahre lang das Kommissariat für Eigentumsdelikte - Erpressung, Raub und Diebstahl - bei der Kemptener Kriminalpolizei geleitet und ist dabei oft dem Schlechten in den Menschen begegnet. Und doch hat ihm der Beruf, betont der frisch gebackene Rentner, immer Spaß gemacht.

    Was macht einen guten Kriminaler aus? "A weng a Fuchs muss er sein", sagt Kripochef Albert Müller. Interesse an der diffizilen Arbeit muss er haben und nicht zu gutgläubig darf er sein. "Denn vieles ist nicht so, wie es zunächst ausschaut", weiß der Leiter der Kriminalpolizei.

    Diese Erfahrung hat auch Wolf in neun Jahren Kripo zur Genüge gemacht. Ein Fall ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben und er muss herzhaft lachen, wenn er davon erzählt, was von einem angeblichen Raubüberfall auf einen Diskogänger, bei dem dieser mit einem Messer verletzt wurde, übrig blieb: Auf dem Weg zum Phantombildzeichner nach München gestand der Mann, dass er sich das Messer selbst in den Bauch gerammt hatte. So nämlich wollte er seine Exfreundin wieder auf sich aufmerksam machen. "Das sind so Fälle, wie man sie sich wirklich mal wünscht", schmunzelt Wolf.

    Doch was macht ein Kommissariatsleiter eigentlich noch so? "Hauptsächlich koordinieren", sagt Wolf. Und zwar die Einsätze der Kollegen. Und kombinieren. In kniffligen Fällen. Hat der Erste Kriminalhauptkommissar da Präferenzen? "Super ist es immer dann, wenn man einen Fall klären konnte", meint Wolf. Wie 2002, als ein Mann mit einer Gummimaske wie aus dem Film "Scream" die Feneberg-Filiale im Nürnberger Haus überfiel. Der Täter konnte schließlich gefasst werden.

    Wenn Günter Wolf nun seine ganz persönliche Akte bei der Kripo schließt, blickt er auf einige Erfolge zurück. Dafür gibt es auch Lob vom Chef. Immerhin wurden beispielsweise in den vergangenen fünf Jahren mehr als die Hälfte aller Einbrüche geklärt. Laut Müller ist das im bayernweiten Vergleich sehr gut. Dieses Lob wiederum gibt Wolf an sein Team zurück: "Ich hatte wirklich eine gute Mannschaft."

    Doch manches bleibt auch offen. Etwa ein Fall, der Wolf ganz besonders "stinkt": Der Raubüberfall auf ein Kemptener Juweliergeschäft. "Wir haben viele Spuren, aber keinen Täter", sagt Wolf. Und dabei sei die Kripo so nah dran gewesen. Doch Wolf ist sich sicher: Wenn der Täter irgendwann irgendwo wieder zuschlägt und er dann polizeilich erfasst wird, "ist er dran".

    Eine andere Art der Jagd

    Letztlich geht der Lindauer Wolf mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil er nun Zeit hat, den See, die Berge und Reisen zu genießen. Und der Mann, der einst Verbrecher jagte, hat nun eine neue Leidenschaft: die Jagd im Wald. Aber auch weinend, weil er seinen Beruf vermissen wird.

    Und ganz zum Schluss macht Wolf, Experte in Sachen Diebstahl, ein Geständnis: Dass er sich einmal an einem Rastplatz den Geldbeutel aus der Gesäßtasche seiner Hose stehlen ließ. "Aber das", versichert er schmunzelnd, "passiert mir garantiert nie wieder."

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