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Ein Dichter fern der Heimat

Allgäu

Ein Dichter fern der Heimat

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    Ein Dichter fern der Heimat
    Ein Dichter fern der Heimat Foto: michael dumler

    Von Michael Dumler| Wangen Weit, ganz weit weg vom Allgäu ist die Heimat von Joseph Freiherr von Eichendorff. Vor 220 Jahren, am 10. März 1788, wurde der deutsche Dichter auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien geboren. Am 26. November 1857 starb er im schlesischen Neiße. Das Allgäu hat der berühmteste deutsche (Spät-)Romantiker, der in vielen seiner über 500 Gedichte die Natur besang, nie gesehen.

    Und meine Seele spannte

    Weit ihre Flügel aus,

    Flog durch die stillen Lande,

    Als flöge sie nach Haus.

    (aus 'Mondnacht')

    Und doch hat er hier, genauer gesagt in der beschaulichen Westallgäuer Kleinstadt Wangen, ein Zuhause gefunden: Rund 6000 Besucher - darunter Urlauber, Schüler, Studenten und Forschende - kommen jährlich ins Deutsche Eichendorff-Museum, das nach der Winterpause nun wieder geöffnet hat.

    1945 war die Eichendorff-Gedenkstätte in Neiße zerstört worden. Ihren Mitbegründer und Leiter, den Schriftsteller Willibald Köhler, verschlug es nach dem Krieg nach Wangen. 'Anfang der 50er Jahre hat er in seinem Privathaus das Eichendorff-Museum wieder eröffnet', erzählt Sybille Hei-mann, die seit Ende der 90er Jahre das Eichendorff-Museum ehrenamtlich betreut und leitet. Der heimatvertriebene Eichendorff-Fan Köhler hatte in Wangen im Grunde wieder bei null anfangen müssen, denn: 'Kurz vor Kriegsende hatte er wertvolle Stücke aus dem Museum in Neiße in drei Kisten verpackt und versteckt', erzählt Heimann. Und als 1956 die Stadt Prag der Stadt Weimar das Original-Tagebuch Eichendorffs schenkte, sei Köhler klar gewesen, wer die Kisten gefunden hatte. Denn das kostbare Tagebuch war in einer davon gewesen.

    Doch Willibald Köhler habe sich von diesem Rückschlag nicht entmutigen lassen, erzählt Sybille Heimann. Bei Verwandten Eichendorffs, Literaturfreunden, bat er um Originale und ersteigerte Bücher, Erstausgaben, Manuskripte des Dichters bei Auktionen. Später führten Köhlers Sohn Meinrad und dessen Ehefrau Ruth das Museum weiter, das 1988 in die Städtischen Museen Wangens (mit Heimatmuseum Eselmühle) integriert wurde. Und hier findet sich auch das Museum eines weiteren bekannten deutschen Schriftstellers, Gustav Freytag (siehe Info-Kasten).

    Klein, bescheiden ist es, das Eichendorff-Museum. In den zwei im Biedermeier-Stil eingerichteten Räumen finden sich neben Info-Materialien vor allem Kopien von Bildern und Stichen und eine Bronzebüste. Aus dem Eichendorff-Mobilar gibt es nur eine silberne Spardose und ein Briefkästchen zu bestaunen und in einem Glasschrank Originalbriefe Eichendorffs oder die Erstausgabe des Klassikers 'Aus dem Leben eines Taugenichts' (1826).

    Handschriften sind die Schätze

    Und dies sind die eigentlichen Schätze des Museums: Original-Briefe und handschriftliche Manuskripte, Erstausgaben von Werken oder Original-Noten-Handschriften von Komponisten (etwa Hugo Wolf: 'Da fahr ich hin im Wagen'). Die meisten lagern unter dem Dach, die Kostbarsten sind in einem Safe untergebracht. 'Studierende aus aller Welt kommen hierher, um zu forschen', erzählt Heimann, die in langjähriger, mühsamer Arbeit das Archiv aufgebaut hat. Sie verehrt den Dichter, liebt seine Lyrik und den 'Taugenichts': 'Ich finde ihn auch heute noch bezaubernd.'

    Öffnungszeiten (bis 31. Oktober): Dienstag bis Freitag 14-17 Uhr, Samstag 11-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 14-17 Uhr). Info-Telefon 07522/912682.

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