Sparkassen-Direktor Eugen Stier in Ruhestand Kempten/Oberallgäu (be). Ein Manager mit Herz - Weichen gestellt, Fusion geglückt - Der Marathon man - in diesen Schlagzeilen übte sich gestern der Kemptener Oberbürgermeister. Die Veranstaltung, die Dr. Ulrich Netzer dazu veranlasste, Überschriften zu verfassen, war nicht ein Presseseminar, sondern ein Festakt. Der Anlass: Die Verabschiedung des langjährigen Sparkassen-Direktors Eugen Stier. Dessen Wirken wollte der OB am eindrucksvollsten mit den Schlagzeilen einer Tageszeitung beschreiben. Mehr als 45 Jahre hat die Sparkasse Eugen Stier auf seinem Lebensweg begleitet. Als Vorstandsmitglied und seit 1969 Vorstandsvorsitzender habe Stier seinen Beruf als Berufung betrachtet und lange vor Wissenschaftlern und Unternehmensberatern erkannt: Das Herz der Sparkasse sind die Mitarbeiter. Weitblick zeichne den Sparkassenchef aus. Stier blicke über den Tellerrand seines Geschäftsbereichs, habe bei der Entwicklung in der Region eine wichtige Rolle besetzt und entscheidend dazu beigetragen, dass bei den Fusionsverhandlungen zur Allgäuer Sparkasse die Ampel auf Grün gesprungen sei. Sein Engagement und Sachverstand, seine ausgleichende Persönlichkeit seien maßgebend gewesen, dass die Sparkasse Allgäu entstand. Ausgewogen und klar Doch nicht nur Stiers Fachkompetenz habe die Unternehmenskultur der Sparkasse geprägt. Wer mit ihm Kontakt hatte, so Netzer, habe seine Menschlichkeit, sein Harmoniebedürfnis und seinen Gerechtigkeitssinn kennen gelernt. Nie würde ein Eugen Stier seine Meinung laut und marktschreierisch äußern, aber ausgewogen und klar. Keineswegs verwunderlich sei es da gewesen, dass Stier auch für andere Ämter gefragt war.
Acht Jahre lang vertrat er als Gremiumsvorsitzender der IHK Kempten-Oberallgäu die Interessen der Wirtschaft, im Lenkungsausschuss der IHK hatte das Allgäu einen ausgezeichneten Vertreter. Mit Herz und Verstand hieß nach Ansicht Netzers das Leitmotiv im beruflichen Leben Stiers. Ein Motto, das andere bestätigen konnten: Ludwig Seeberger etwa, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Allgäu. Er blickte auf lange gemeinsame Jahre mit Stier zurück und hatte einen warmherzigen, hilfsbereiten, zuverlässigen Mann kennen gelernt. Keine Kirchturmpolitik Kollegialen Respekt zollte Rudolf Faltermeier, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern, seinem Kollegen. In eindrucksvoller Weise habe er das Vertrauen zum Ausdruck gebracht, das Kunden eines Kreditinstituts wichtig sei. Stiers Engagement für die Region sei nie enge Kirchturmpolitik gewesen, ein Grund auch, warum er die Fusion vorangetrieben habe. Stier, so der Vertreter der bayerischen Sparkassen, hat aktiv gelebt, was die Sparkasse ausmacht. Davon haben, wie Personalratsvorsitzender Richard Vanoni meinte, auch die Mitarbeiter profitiert. Engagement sei gefördert, Personalratsarbeit nie als lästiges Übel betrachtet worden. So schrieben die Mitarbeiter ihrem Chef ein Lied, das der Sparkassenchor vortrug. Stier selbst war dann doch etwas stolz auf all das Lob. Denn den Kunden stets im Mittelpunkt zu sehen, sei leicht gesagt. Es umzusetzen, fordere alle täglich aufs Neue. Wichtig war dem scheidenden Direktor, auch künftig etwas für den Standort zu tun und die Fusion umzusetzen. Und ganz typisch für Eugen Stier war der Satz, mit dem er sich verabschiedete: Ich bin stolz auf unsere Mitarbeiter.