Oft stehen sie einsam am Wegesrand, sind meist verschlossen und öffnen sich nur selten bei sakralen Anlässen: Die Rede ist von kleinen Haus- oder Gemeindekapellen. Dabei beherbergen sie zuweilen künstlerische Kostbarkeiten und um ihre Entstehung ranken sich interessante Geschichten. In einer Serie stellen wir verschiedene Kapellen vor.
Von 1984 bis 1987 wurde die Kapelle St. Nikolaus und St. Magdalena in Linsen komplett saniert - Pfarrer Josef Albrecht (federführend) sowie die Kirchenpfleger Theo Greiter und Franz Riedle haben dabei ihre Handschrift hinterlassen. Seitdem trotzt die Gebetsstätte oberhalb von Niedersonthofen wieder Wind und Wetter, auch der Holzwurm ist keine Gefahr. Wohl aber machen sich umliegenden Bewohner Sorgen um die Gewohnheiten eines Buntspechts, der alljährlich bei richtig winterlichen Verhältnissen zu Besuch kommt: Der Vogel hackt mit seinem kräftigen Schnabel Löcher in die Turmverschindelung, um so mit seiner langen, klebrigen Zunge an die dort verborgenen Insekten heranzukommen.
Wenn Josef Glaser - er ist mit seinem gegenüberliegenden Anwesen praktisch "Hofherr" der Kapelle - den Buntspecht mit Händeklatschen vertreiben will, dann nützt das meist nichts. "Den muss ich schon mit einem Schneeball fast treffen", schmunzelt Glaser. Abhilfe des tierischen Problems sei nicht in Sicht.
Kunsthistorisches Juwel
Dabei liegt den Leuten der Pfarrei Niedersonthofen schon einiges an diesem kunsthistorischen Juwel auf 800 Meter Höhe. Heute kümmern sich sechs Familien im jährlichen Wechsel um die Kapelle. Schon die Spendenbereitschaft in Sachen General-Sanierung war beachtlich.
Immerhin hatte Restaurator Joseph Schugg (Kimratshofen) hierbei drei übereinander liegende Freskenschichten aus romanischer, gotischer und barocker Zeit entdeckt und sie in Teilbereichen wieder sichtbar gemacht. Auffallend ist weiter der farbenprächtige, spätgotische Schreinaltar mit Figuren der Heiligen Sippe. Auch andere Kostbarkeiten wie die Kanzel (wahrscheinlich aus der Niedersonthofener Kirche) und die Kreuzwegstationen im Vorzeichen rechtfertigen die Alarmsicherung des Gotteshauses, das bereits im 14. Jahrhundert durch die Herren von Rotenstein zu Linsen erbaut worden sein soll. Vieles spricht dafür, dass St. Nikolaus und St. Magdalena als Burgkapelle des nur 300 Meter entfernten Burgstalls diente - heute ist dort nur noch ein Gedenkstein zu sehen. (mr)