Was für ein Bild! Ein Fenster, darunter ein filigranes Tischchen, daneben ein Korbsessel. Ein blauer Mantel über die Lehne geworfen - das alles in honigwarmes Licht getaucht. Eigentlich ein recht unscheinbares und unspektakuläres Bild. Und doch hat dieses impressionistische Gemälde der walisischen Malerin Gwen John (1876-1939) das Leben von sechs Frauen teilweise regelrecht auf den Kopf gestellt.
"Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild, oder: Ersetzt Kunst die Liebe?" heißt das Projekt des Theaters "FrauenZimmer", in dem sich unter der Regie von Johanna Hartmann die Spielerinnen den Biografien von sechs Frauen künstlerisch annähern.
Das Bild, das alle so in Wallung versetzt, hat Gwen John für ihren Geliebten Auguste Rodin gemalt. Die eine hat es gemalt, für die andere ist es Inspirationsquelle, die dritte will es loswerden und sich damit ihre Freiheit zurück erkaufen. So verquickt sich die Geschichte um das Bild mit verschiedenen Lebensläufen und wandert durch die Zeiten. Auf der Bühne im Theaterlabor in Oberdorf ist besagtes Bild für den Zuschauer mehrfach präsent. Dabei ist es selbst Teil eines Bühnenbildes, das mit dem roten Samtsofa, den Tischchen und Köfferchen selbst das Arrangement für ein Stillleben aus dem 19.
Jahrhundert darstellen könnte. Doch ist es hier ganz und gar nicht still, sondern sehr belebt.
Roman als Vorlage
Die sechs Frauen (Raphaela Sutlar, Eva Marischka, Johanna Hartmann, Petra von Sigriz, Katharina Schneider und Anja Seemiller) kreieren ihre bemerkenswerte theatrale Collage nach der Vorlage des gleichnamigen Romans von Margret Forster. Dieser dient jedoch meist nur als Grundgerüst. Vorwiegend sind die Dialoge und Monologe während des Arbeitsprozesses entstanden und tragen die Handschrift respektive den Pinselstrich der sechs Darstellerinnen, so Regisseurin Hartmann.
"Kunst macht das Leben zum Spiel!" - das Statement von Gillian Mortimer (Anja Seemiller), die als junge Frau von heute das Geschehen durch alle Zeiten kommentierend und singend begleitet, steht wohl für das gesamte hoch ambitionierte Projekt, sich spielerisch mit fiktiven Figuren und der eigenen Person auseinanderzusetzen. Was sprecherisch manchmal nicht ganz glückte, konnten eine kluge Dramaturgie und eine präzise feinfühlige Regie locker übermalen.
Weitere Termine: 7., 8. und 9. Mai (jeweils 20 Uhr), Kartenreservierung unter Telefon 08379/206370 erbeten.