Stockschütze Jakob Feuerstein zum 30. Mal bei Turnier. Von unserem Mitarbeiter Tobias Schuhwerk Kempten So gehen heiße Sommertage in einer Schrebergarten-Siedlung zu Ende: Man hat was geleistet, jetzt leistet man sich Erholung. Es riecht nach gegrillter Bratwurst, irgendwer hat ein Kartenspiel mitgebracht, an den Biertischen rutschen sie enger zusammen und sagen 'Du' zueinander, weil jedem dieses selige so-ein-wunderbarer-sonniger-Samstagnachmittag-Grinsen ins Gesicht geschrieben steht. Später springt der Heimgartenpräsident auf und hält eine Ansprache. Stolz hebt er einen großen Blumentopf in die Höhe und verkündet: 'Endlich ist der Pott wieder in Kempten'. So wie Walter Bastian, Vorsitzender des Eissportverein Kempten (EVK) das gerade durchs Mikrophon gerufen hat, ehe der Applaus von den Biertischen seine Rede unterbrach. Das Klatschen galt den EVK-Stockschützen, die am Illersteg das 30. Festwochen-Turnier gewonnen hatten.
Sieben Stunden hat es gedauert, bis die Kemptener als beste Mannschaft unter 17 Vereinen festanden. 'Die waren heuer echt stark', raunen sie an den Tischen. Vergleichsmöglichkeiten gibt`s genug. Manche Stockschützen hier sind wie Zugvögel. Sie kehren jedes Jahr wieder, immer zur Festwochen-Zeit. Jakob Feuerstein ist so einer. Manche sagen, er sei sogar ein ziemlich schräger Vogel. Andere meinen sogar, er sei ein 'Eisstock-Idol', wie es unter anderem in dieser Zeitung zu lesen stand.
Sicher ist auf jeden Fall, dass der Voralberger Jakob Feuerstein (ESC Götzis), bald 70 Jahre alt wird und sich um die Einschätzung anderer nicht viel kümmert: 'Mir ist es egal, was andere sagen. Ich bin einfach nur gern hier.' Und das seit 30 Jahren.
Geselligkeit hält jung
'Die Kameradschaft ist`s, die mich immer wieder herzieht. Die Leut sind einfach alle nett.' Dass seine Mannschaft - immerhin Titelverteidiger - heuer nur Vierte wurde? Was soll`s. 'So wichtig ist das auch nicht', sagt Jakob Feuerstein grinsend und schaut zu seinen Spezis, die am Biertisch gerade die Karten neu mischen. Manchmal sind die Pausen zwischen den Spielen aufregender als das Geschehen auf der Asphaltbahn. 'Weißt, die Geselligkeit, die hält jung', sagt der Voralberger, der zwei Mal die Woche drei Stunden trainiert.
Nachwuchssorgen
Apropos Jung: Wo ist überhaupt der Nachwuchs der Eisstockschützen, deren Verband via Internet kund tut, 'trotz jahrhunderteralter Tradition' eine 'moderne Sportart' zu pflegen? 'Ja mei', grinst Jakob Feuerstein, 'schau halt an unser\'n Tisch. Der jüngste Spieler ist 37 Jahr alt. So an jungen finst\'s hier so schnell nicht.' Zumindest nicht beim ESV Götzis: Die anderen drei Mannschaftsmitglieder sind alle über 60. 'Ist fast überall so. Die jungen Leut sind Einzelgänger und stehen auf Trendsportarten. Da kannst nix machen.' Oder doch?
Der 'Asphalt-Cowboy' zeigt mit dem Finger auf die Skateboard-Rampe am Illersteg. 'Die g`hört sofort abg`schafft. Wenn man dann noch allen Inlinern die Schuh auszieht, hätten wir Stockschützen vielleicht wieder eine Chance.' Jakob Feuerstein hat das nicht ernst gemeint nur so als Spass. Wie man das halt so sagt, wenn man 'Eisstock-Idol' und ein schräger Vogel in einem ist.